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Wer waren die mutmaßlichen „Nafris“?

Silvesternacht Kölns Polizeipräsident will den Einsatz aufarbeiten lassen. Erste Erkenntnisse liegen vor

KÖLN taz | Kölns Polizeipräsident Jürgen Mathies hat am Mittwoch eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die den Silvestereinsatz seiner Beamten aufarbeiten soll. „Ich möchte versuchen festzustellen, warum unter anderem so viele junge Nordafrikaner auch zu Silvester 2016 nach Köln gekommen sind und warum sie nahezu zeitgleich aus dem Bundesgebiet am Hauptbahnhof eintrafen“, so Mathies.

Am frühen Abend waren mehrere hundert Menschen am Hauptbahnhof eingekesselt worden, die von der Polizei als „nordafrikanischer Herkunft“ eingestuft worden waren. Diese seien „betrunken und aggressiv“ gewesen, behauptet die Polizei. Augenzeugen hatten dieser Schilderung widersprochen und von „Racial Profiling“ gesprochen.

Bei 650 dieser Menschen wurden die Personalien überprüft, die Auswertung laufe noch. Laut Polizei stammte die große Mehrheit der Männer aus Marokko, Libyen und Algerien. Die 48 Platzverweise, die am Hauptbahnhof ausgesprochen wurden, richteten sich aber auch gegen Störer aus Deutschland, dem Irak, Syrien und Afghanistan. In Gewahrsam seien zudem auch Männer aus Bosnien-Herzegowina, Gambia, Indien und dem Iran gelandet.

Die Bundespolizei, der die Aufsicht über den Bahnhof und die Strecken nach Köln unterliegt, sprach nach eigener Angabe in dieser Nacht rund 900 Platzverweise aus – aus welchen Gründen, ist bislang offen. Die Polizei hatte in der Silvesternacht auch mit Hooligans und Gruppen zu tun, die sich selbst als „Bürgerwehr“ bezeichnen. Nur bei rund 170 Personen stellte sie die Identität fest. Unter diesen waren etwa ein Drittel, nämlich 56, deutsche Staatsangehörige. Außerdem waren 23 Syrer, 22 Algerier, 17 Marokkaner und 9 Iraker dabei, teilte die Bundespolizei mit. Christoph Herwartz

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