: „Nichts für den Schrank“
Feiertage sind Hochsaison im Tierheim, sagt Beate Kaminski
ist Pressereferentin im Berliner Landesverband des Deutschen Tierschutzbundes.
taz: Frau Kaminski, Sie sagen, Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke. Warum nicht?
Beate Kaminski: Ein Hund wird leicht 10, 15 Jahre alt, eine Katze auch mal 20 Jahre. Das unterschätzen die meisten: Ein Tier ist nichts, das man im Schrank verstauben lässt, wenn man keine Lust mehr draufbhat. Natürlich kann ein Katzenbaby als Geschenk auch wohlüberlegt und geplant sein. Aber als Überraschungsgeschenk und spontane Geschenkidee eignen sich Tiere definitiv nicht.
Mit welchen Fundtieren haben Sie es denn nun nach den Feiertagen vor allem zu tun in der Tiersammelstelle?
Hunde und Katzen machen traditionell den größten Anteil aus. Alleine an Heiligabend wurden dieses Jahr vier Fundhunde abgegeben – wobei wir natürlich nicht immer mit Sicherheit sagen können, ob die Hunde tatsächlich gefunden wurden, oder ob sich der Besitzer nur die Abgabegebühr für das Tier sparen wollte. Insgesamt wurden über die Weihnachtsfeiertage zehn Tiere abgegeben, im letzten Jahr waren es acht.
Klingt gar nicht so viel.
Viele Tiere schaffen es aber auch gar nicht erst unter dem Weihnachtsbaum: Einen Tag vor Heiligabend wurden 18 Tiere in der Fundstelle abgegeben, normal sind fünf bis sieben pro Tag. Und bereits ab Mitte Dezember kamen in diesem Jahr auffallend viele Kaninchen. Die sind klein, sind schnell gekauft und machen sich super im Karton unterm Weihnachtsbaum, so vermutlich der Gedanke – aber offenbar trennt man sich auch leicht wieder von ihnen.
Ein Tag Tierheim kostet 10.000 Euro, das Land Berlin bezuschusst lediglich die amtliche Fundtiersammelstelle mit 600.000 Euro pro Jahr. Müsste eine rot-rot-grüne Koalition mehr tun?
Natürlich würden wir uns das wünschen, im Paradies würde uns die öffentliche Hand komplett finanzieren. Was uns Hoffnung gibt, ist zum Beispiel die neue Katzen-Kastrationsverordnung. Unseren Schätzungen nach gibt es etwa 100.000 verwilderte Katzen in Berlin. Und am Ende baden wir das aus.
Interview Anna Klöpper
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen