: Trump beruft „Forrest Gump der Wall Street“
USA Künftiger Präsident ernennt eiskalten Wall-Street-Manager zum Finanzminister
Elisabeth Warren
Mnuchin, zuletzt Fundraiser für Donald Trump im Wahlkampf, war 17 Jahre lang bei Goldman Sachs und ist nach Robert Rubin und Henry Paulson nun der dritte Exmanager der Großbank, der Finanzminister der Vereinigten Staaten wird. Mnuchin machte mit einer seiner ersten Äußerungen am Mittwoch gleich klar, wohin die Reise geht: Er gedenke, die „Volcker Rule“ nicht zu implementieren, sagte er laut Wall Street Journal.
Übersetzt heißt das: Feuer frei für die Zocker. Die „Volcker-Regel“ war eine der zentralen Lehren aus der Finanzkrise von 2008. Sie soll das Finanzsystem weniger krisenanfällig machen, indem sie es Geschäftsbanken verbietet, mit dem Geld ihrer Kunden besonders risikoreiche Geschäfte auf den Wertpapiermärkten zu machen. Benannt ist sie nach dem ehemaligen Chef der US-Zentralbank, Paul Volcker.
Trump kassiert mit der Berufung von Mnuchin wieder eines seiner Wahlkampfversprechen. Monatelang warf er seiner demokratischen Kontrahentin Hillary Clinton vor, zu enge Verbindungen zur Wall Street zu haben. In einem Wahlwerbespot prangerte Trump eine „globale Machtstruktur an“, die für die wirtschaftlichen Entscheidungen verantwortlich sei, die die Amerikaner bestehlen. Das Geld verschwinde in den Taschen „einer Handvoll großer Konzerne“ – im Bild zu sehen ist der Chef von Goldman Sachs. Jetzt ist ein ehemaliger Manager dieser Bank Trumps Finanzminister.
Der 53-Jährige Mnuchin ist zwar seit 2002 nicht mehr bei Goldman, doch seine Geschäfte danach waren knallhart. Er gründete eine Investitionsfirma, Dune Capital Management, und eine Produktionsfirma, Dune Entertainment Partners, mit denen er unter anderem Filme wie „Avatar“ oder die „X-Men“-Reihe finanzierte.
Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise kaufte Mnuchin den insolventen Immobilienfinanzierer IndyMac, benannte ihn in OneWest Bank um, verkaufte die wieder und verdiente mit diesem Deal nach Schätzungen von Bloomberg 200 Millionen Dollar. Die Bank habe allein in Kalifornien 36.000 Familien wegen Insolvenzen aus ihren Wohnhäusern geschmissen, statt die Verträge neu zu verhandeln, hat die NGO California Reinvestment Coalition recherchiert.
Die linke Senatorin Elizabeth Warren nannte Mnuchin den „Forrest Gump der Wall Street“. „Er hat es geschafft, bei sämtlichen schlimmen Geschäften mitzumischen“, sagte Warren laut dem Onlinemagazin Politico. Ingo Arzt
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen