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„Todenhöfer ist ein Gewinn“

Karriere Jakob Augstein, Verleger und Chefredakteur des „Freitags“, über die Berufung von Jürgen Todenhöfer zum Herausgeber der Wochenzeitung

Jürgen Todenhöfer (l.) im Gespräch mit Baschar al-Assad Foto: SWR/picture alliance

Interview Anne Fromm

taz: Herr Augstein, Sie haben Jürgen Todenhöfer zum Herausgeber des Freitags berufen. Warum?

Jakob Augstein: Ich kenne Jürgen Todenhöfer schon lange und finde, dass er eine sehr ungewöhnliche Figur ist: ein unabhängiger Kopf, kontrovers und deswegen passt er zu uns. Wir sind nicht in allem einer Meinung, aber mir war wichtig: Er ist kein Mainstreampublizist und der Freitag ist kein Mainstreammedium.

In welchen Punkten stimmen Sie denn überein?

Er glaubt, dass es keine guten und keine bösen Kriege, keine guten Bomben und keine bösen Bomben gibt – darin sind wir uns einig. Ihn zeichnet seine hohe Glaubwürdigkeit aus, er weiß wovon er spricht, wenn er vom Krieg berichtet. Er war dort.

Jürgen Todenhöfer stand in intensivem Kontakt mit Assad-Vertrauten, 2012 hat er den syrischen Diktator interviewt und kaum kritische Fragen gestellt.

Ich fand das Interview nicht unkritisch. Interessant ist doch, dass, wann immer es um Todenhöfer geht, dieses Assad-Interview rausgeholt wird. Und wenn Sie diesen Maßstab – zu große Nähe zwischen Interviewpartner und Interviewtem anlegen –, dann dünnen sich die Reihen der guten Journalisten schnell aus. Ich glaube, viele Leute stören sich an seinen Meinungen und an seiner Kritik an der militärisch gestützten Außenpolitik der USA. Das wollen viele Leute nicht hören und kritisieren deswegen sein journalistisches Handwerk. Übrigens: Todenhöfer ist kein Journalist. Das muss er als Freitag-Herausgeber auch nicht sein.

In den sozialen Netzwerken liest man jetzt oft: „Augstein und Todenhöfer, das passt ja gut zusammen.“ Was könnte damit gemeint sein?

Das ist ein Zitat von bild.de-Chef Julian Reichelt. Zitiert die taz jetzt die Bild?

Das schreiben auch andere Twitterer.

Okay, ich weiß aber nicht, was es bedeuten soll.

Ihnen ist auch schon Antisemitismus vorgeworfen worden.

Ich habe keinen Hinweis darauf, dass Todenhöfer Antisemit ist. Er lehnt die israelische Siedlungspolitik ab, das tue ich auch. Aber das ist doch noch nicht antisemitisch.

Todenhöfer hat zum Beispiel auf Facebook Xavier Naidoo promoted und dessen Lied „Nie mehr Krieg“, in dem er singt, Muslime trügen heute den Judenstern. Finden Sie das nicht antisemitisch?

Ich finde die Formulierung unsäglich. Richtig ist, dass es in Deutschland und Europa eine gefährliche Muslimfeindlichkeit gibt. Abgesehen davon muss ich nicht alles gut finden, was Todenhöfer macht. Sie fragen doch auch nicht Giovanni di Lorenzo, ob er alles mitträgt, was Helmut Schmidt in einem langen Politikerleben gesagt hat.

Jürgen Todenhöfer hat knapp 700.000 Fans bei Facebook. Erhoffen Sie sich, unter denen neue Leser zu gewinnen?

Natürlich. Dem Freitag geht es zwar gut, wir wachsen. Trotzdem ist Todenhöfer für uns ein Gewinn.

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