: Die Jugendlichen aus der Warteschleife holen
Jugendarbeitslosigkeit In Mitte eröffnete am Montag die letzte von zwölf Jugendberufsagenturen in den Bezirken
Nun hat mit Mitte auch der letzte Bezirk seine Jugendberufsagentur. „Das Puzzle ist fertig gesteckt“, sagte die Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Berlin Mitte, Carina Knie-Nürnberg, am Montag bei der Eröffnung der Jugendberufsagentur in der Lehrter Straße in Moabit. Das „Puzzle“ sieht so aus: 2014 hatte die rot-schwarze Koalition beschlossen, dass bis Ende 2016 jeder Bezirk eine zentrale Beratungsstelle für Schulabgänger bekommen soll, die Probleme mit dem Jobeinstieg haben.
„Ein riesengroßer Wurf“ sei es, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), dass man den Zeitplan habe einhalten können. Ob das Projekt bisher konkret Wirkung gezeitigt hat, blieb allerdings offen: Für eine erste Bilanz sei es noch zu früh, sagte ein Sprecher von Scheeres. Man habe aus den zuerst an den Start gegangenen Jugendberufsagenturen noch „keine verwertbaren Zahlen“ über Beratungen oder erfolgreiche Vermittlungen etwa in eine Berufsausbildung.
Was Senatorin Scheeres indes wusste: Bis zu 4.000 Schulabgänger gingen jedes Jahr nach der zehnten Klasse „verloren“, weil sie weder eine Ausbildung anfingen noch weiter zur Schule gingen. Im Schnitt dauere es fünf Jahre, bis die Jugendlichen nach dem Schulabschluss eine Berufsausbildung anfingen, sagte Simone Faßbender, Geschäftsführerin in der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit. „Da wird irgendwo eine Warteschleife zu viel gedreht.“
Die Jugendarbeitslosenquote lag im Oktober in Berlin laut der Bundesagentur für Arbeit bei 7,7 Prozent – knapp 3 Prozentpunkte über dem Bundesschnitt.
Diese rund 13.300 Jugendlichen sollen in den Jugendberufsagenturen nun die Beratungsangebote von Jobcenter und Co. gebündelt an einem Ort finden. Auch den Sekundarschulen komme eine zentrale Rolle zu, betonte Scheeres. Bereits seit dem letzten Schuljahr gibt es mehr Stunden für die Berufs- und Studienorientierung in der Mittelstufe.
Im Frühjahr hatte Scheeres gefordert, das 11. Pflichtschuljahr wieder einzuführen: eine sogenannte Integrierte Ausbildungsvorbereitung, die es als Modellprojekt schon an 15 Berufsschulen gibt, soll ab nächstem Schuljahr verpflichtend werden. Alle „ausbildungsunentschiedenden Jugendlichen“ sollen in dem Jahr herausfinden, was sie werden wollen. Eine Warteschleife, in der sie wenigstens nicht „verloren“ gehen. AKL
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