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AfD-Anhänger rücken weiter nach rechts

Rechtspopulismus Die Fans von Frauke Petry und Alexander Gauland neigen immer stärker zu Rassismus und Islamfeindlichkeit

BERLIN taz | Die AfD eilt von Wahlerfolg zu Wahlerfolg, bundesweit sehen sie Umfrageergebnisse derzeit bei etwa 13 Prozent. Da liegt die Schlussfolgerung nahe, dass sich rechtspopulis­tische Einstellungen hierzulande immer weiter verbreiten. Doch das ist nicht der Fall, wie die neue Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung (siehe oben) zeigt. Danach ist heute genau wie vor zwei Jahren ein Fünftel der Bevölkerung rechtspopulistisch orientiert; der Anteil der Befragten, die für entsprechende Einstellungen anfällig sind, ist sogar von 42 auf 40 Prozent leicht gesunken. „Rechtspopulistische Einstellungen haben sich nicht verstärkt, jedoch sind jene, die sie teilen, lauter geworden – und einflussreicher“, so die Forscher.

Erstmals haben sie die Verbreitung neurechter Einstellungen in der Bevölkerung erfasst, die von Vordenkern wie dem Publizisten Götz Kubitschek vertreten werden. Diese modernisierte Form des Rechtsextremismus transportiert über Konzepte wie „Identität“ und „Widerstand“ eine nationalistisch-völkische Ideologie. Ihre Anhänger glauben, dass Deutschland durch den Islam unterwandert und von einem „Meinungsdiktat“ unterdrückt wird, fordern eine nationale Rückbesinnung und einen ethnisch homogenen Staat.

Neurechte Einstellungen werden von 28 Prozent der Bevölkerung vertreten, einzelne Posi­tionen aber finden weit breitere Zustimmung: So meinen 40 Prozent, Deutschland werde durch den Islam unterwandert, mehr als jeder Fünfte denken, dass die regierenden Parteien das Volk betrügen, und klagen, man könne hierzulande nicht mehr frei seine Meinung sagen. Die Forscher warnen: Auch subtiler argumentierende Neurechte werteten Gesellschaftsgruppen ab und stünden Gewalt nahe. Dies mache sie „nicht minder bedrohlich für die Demokratie“.

Wenig überraschend ist, dass ein Großteil der AfD-Anhänger (84 Prozent) zu neurechten Einstellungen neigt. Laut Forschungsergebnissen sind sie in den vergangenen zwei Jahren deutlich nach rechts gerückt: Sie werten heute Flüchtlinge und Arbeitslose noch stärker ab und stimmen rassistischen und islamfeindlichen Aussagen noch deutlicher zu. Ob dies daher kommt, dass sich die alten AfD-Anhänger radikalisiert haben oder neue mit radikaleren Einstellungen hinzugekommen sind, darüber können die Forscher nur spekulieren. Sie vermuten, dass beides der Fall ist. Sabine am Orde

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