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Hilfe für Helfende

WEITERBILDUNG Das Hamburger Institut für Systemische Weiterbildung bietet ab 2017 Fort- und Weiterbildungen im Bereich Traumapädagogik und Traumaberatung an

von André Zuschlag

Was ist der richtige Umgang mit traumatisierten Menschen? Diese Frage stellt sich zwar nicht erst seit dem Anstieg der Anzahl von Geflüchteten nach Deutschland, aber sie hat eine größere Bedeutung bekommen. „Das Thema ist derzeit in aller Munde, deswegen wollen wir Hilfestellungen bieten“, sagt Meggie Krieger vom Hamburgischen Institut für Systemische Weiterbildung (HISW). Das HISW organisiert deshalb ab kommenden Januar diverse (Fort-)Bildungsangebote zum Thema Traumapädagogik und -beratung.

Geflüchteten kann eine gute Betreuung an die Hand gegeben werden und HelferInnen können durch einen besseren Umgang mit traumatisierten Menschen vor einer Überforderung geschützt werden. „Beide Seiten profitieren davon“, so Krieger.

Dabei soll der Fokus nicht nur auf dem Umgang mit traumatisierten Geflüchteten gehen. Schließlich sind die Auslöser für Traumata vielfältig: Krieg, Terror und Folter, aber auch sexualisierte Gewalt, der Tod der Eltern im Kindesalter oder schwere Krankheiten können als Ursache gelten. Besonders im Kindesalter können aber auch Ereignisse, die auf den ersten Blick weniger dramatisch erscheinen, ein Trauma auslösen. Etwa schwere persönliche Beleidigungen oder Mobbing.

Letztlich kommt es aber weniger auf das Ereignis an sich an, sondern hängt auch sehr stark vom inneren Erleben dieser Situationen ab. „Die Fähigkeit von Menschen, mit schwierigen Erlebnissen umzugehen, ist von Person zu Person sehr unterschiedlich“, sagt Dr. Daniel Dietrich, der in der Schweiz als Therapeut arbeitet und einige der angebotenen Kurse leiten wird. Wer, wie Ärzte, schon seit dem Studium auf den Anblick von schweren Verletzungen vorbereitet wurde, kann bei dem Anblick eines schweren Verkehrsunfalls die Distanz zu dem Leid anderer Menschen wahren und erfährt nicht das Gefühl von Sprachlosigkeit und Schutzlosigkeit. Den meisten anderen Menschen fehlt diese Vorbereitung.

Ebenso vielfältig sind die Symptome, die bei TraumapatientInnen auftreten. „Wutausbrüche, Drogenkonsum, Depressionen, selbstverletzendes Verhalten oder Panikattacken können auftreten“, erklärt Dietrich. Ebenso nehme auch die Fähigkeit zu emotionalen Reaktionen auf Erlebnisse wie Freude oder Trauer ab.

„Das Thema ist in der Gesellschaft eigentlich weithin sichtbar, aber doch häufig angstbesetzt“, erklärt Krieger. Das Veranstaltungsangebot ist deshalb vielfältig gestaltet und für unterschiedliche Zielgruppen ausgerichtet. Etwa für ehrenamtliche Flüchtlingshelfer ist der „Erste Hilfe“-Workshop ein passender Einstieg, der in die Strategien zur Unterstützung von Traumatisierten einführt. „Das ist bewusst niedrigschwellig gehalten, da wird kein professionelles Vorwissen vorausgesetzt“, sagt Krieger. Ein folgender Grundkurs an zwei Wochenenden geht dann schon auf die praktische Arbeit ein. Darauf aufbauend können TeilnehmerInnen auch von Fachgesellschaften anerkannte Zertifikate erwerben. „Sowohl, vereinfacht gesagt, Anfänger als auch Profis können sich aus diesen Angeboten bedienen.“

Die Kurse richten sich vor allem an SozialarbeiterInnen, LehrerInnen und FlüchtlingshelferInnen. Also an diejenigen, „die vielleicht noch wenig Erfahrung im Umgang mit traumatisierten Menschen haben, aber derzeit täglich damit konfrontiert werden“, so Krieger. Auch in der Altenpflege sei das Thema noch immer von großer Relevanz, da Kriegstraumata mitunter auch Jahrzehnte nach dem Erlebten ausbrechen könnten. Ebenso richten sie sich an ausgebildete PsychologInnen, die bisher wenige Traumatisierte behandeln, aber häufig Anfragen dazu bekämen. Grundsätzlich will das HISW, so Krieger, „von einer ersten Einführung bis zu spezialisierten Fortbildungen“ allen Interessierten weiterhelfen.

„Das Thema ist in der Gesellschaft eigentlich weithin sichtbar, aber doch häufig angstbesetzt“

Meggie Krieger, Hamburger Institut für Systemische Weiterbildung

Von den festen Terminen abgesehen, ist das HISW deshalb auch offen für Anfragen von Hilfsorganisationen und Initiativen, die sich Vorträge oder Workshops in ihren Einrichtungen wünschen. „Wenn dort der Wunsch nach Schulungen besteht, werden wir Möglichkeiten zur individuellen Umsetzung finden“, sagt Krieger.

Auch BeamtInnen und Angestellte in Behörden, die mitunter wenig Kenntnis vom Umgang mit traumatisierten Geflüchteten haben, sollen sich eingeladen fühlen. „Die wenigsten Betroffenen landen zunächst in therapeutischen Praxen“, sagt Dietrich, „sondern kommen als Flüchtlinge, als zu platzierende Kinder, als sogenannte Multi-Problem-Familien oder als verhaltensauffällige Kinder in Kontakt mit den verschiedenen Behörden.“

Aufgrund der fehlenden Erfahrung müsse dort die Sensibilisierung für das Thema im täglichen Umgang vergrößert werden. Die BeamtInnen und Angestellten würden dadurch schließlich auch profitieren, denn die Stressbelastung durch ungewohnte Ereignisse reduziere sich. Sie bekämen „einen sichereren Umgang mit ungewohnten Reaktionen von Menschen“, so Krieger.

Das HISW bietet seit 1999 therapeutische Beratung, Weiterbildungsmöglichkeiten und Coachings an. Es konzentriert sich in seiner Arbeit auf den sozialen Kontext von psychischen Störungen. Die im Januar beginnenden Termine zu den Bildungsangeboten sind auf www.hisw.de zu finden.

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