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Carlsen wählt nur einmal Trump

Schach Der Weltmeister besticht zum Auftakt in New York nur durch seine lustige Eröffnungswahl. Ansonsten endeten die Partien gegen Sergej Karjakin zwei Mal eher einschläfernd unentschieden

Langweilt sich auch schon: Magnus Carlsen im Wartestand Foto: reuters

aus New York Hartmut Metz

Schachweltmeisterschaften waren in den 70er und 80er Jahren immer politisch aufgeladen – vor allem, als der Amerikaner Bobby Fischer und Dissident Viktor Kortschnoi die Sowjetunion in ihrem Staatssport herausforderten. Dass nun aber auch noch Donald Trump bei dem Denkspiel mitmischt, hätte wahrlich kein Intellektueller erwartet. Doch ausgerechnet Magnus Carlsen spielte zum Auftakt der WM in New York die Eröffnung mit dem Namen „Trumpovsky“.

Der Vater des Weltmeisters aus Norwegen „schließt nicht aus“, dass sein Filius das absichtlich „als Witz machte. Magnus ist derzeit gut drauf“, äußerte Henrik Carlsen im Fulton Market Building unweit der Trump Towers. Der erste Zug des Duells mit Sergej Karjakin schien noch unspektakulär. Der Titelverteidiger schob den d-Bauern – D wie Donald Duck – zwei Schritte nach vorne. Nach dem Springerzug des Russen auf das Feld f6 folgte unerwartet der weiße Läuferausfall nach g5. Eine unter Großmeistern äußerst seltene, weil wenig erforschte Variante – etwa so unberechenbar wie Donald Trump. Eigentlich heißt die Variante „Trompovsky“ oder abgekürzt „The Tromp“. Doch schneller, als der verblüffte Karjakin darauf ziehen konnte, machte in den sozialen Netzwerken „Trumpovsky“ und „The Trump“ die Runde.

An den Unterhaltungswert des US-Wahlkampfs kam der Auftakt in Manhattan aber bei Weitem nicht heran. Karjakin gestand, dass er sich bereits nach sechs Zügen nicht mehr auf eigene heimische Analysen stützen konnte. Der witzige Herr Carlsen vom Schach hatte aber auch keine sonderlichen Einfälle mehr nach dem Gag am Rande. In einer langweiligen Partie tauschten die Kontrahenten alle Türme – auch gleich als „Trump Towers“ betitelt – ab und einigten sich nach 42 einschläfernden Zügen auf den Friedensschluss. Die zweite Begegnung Samstagnacht deutscher Zeit hatte auch nicht ­annähernd die Aufreger-Qualitäten des künftigen US-Präsidenten. Diesmal holte der 26-jährige Herausforderer mit den weißen Steinen nichts heraus. Nach 33 Zügen wiederholte der Russe die Position mangels guter Alternativen. Für Karjakin waren die zwei Remis Achtungserfolge, die belegen, dass der Weltranglistenneunte durchaus mit der Nummer eins mithalten kann.

Bei der Auftakt-Pressekonferenz zu dem mit nur einer Million Euro dotierten Zweikampf schienen die Rollen klarer verteilt. Auf die Frage, wer denn nun der beste Schachspieler des Planeten sei, hatte Carlsen geulkt: „Wenn ich so dreist sein darf, würde ich mich nennen.“ Hernach lobte der 25-Jährige zwar die „extrem zähen Verteidigungskünste“ des jüngsten Großmeisters aller Zeiten – der Norweger stellte aber auch klar: „Wenn sich mir die Gelegenheit bietet, werde ich Sergej so lange beharken, bis er umkippt.“

Den großsprecherischen Worthülsen à la Trump kann der Weltmeister heute (14 Uhr Ortszeit/20 Uhr MEZ) Taten folgen lassen. In der dritten von maximal zwölf Partien hat Carlsen wieder den Anzugsvorteil mit Weiß. „The Trump“ wird er sicher kein zweites Mal wählen – ein Beispiel, dem die Amerikaner in vier Jahren vielleicht folgen.

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