Präsidentschaftswahl im Libanon: Aoun wird 13. Präsident des Landes
Der libanesische Präsidentschaftskandidat Michel Aoun gewinnt die Mehrheit. Der Hisbollah-Verbündete gilt als Erfolg für die proiranische Achse.
BEIRUT dpa/ap | Nach mehr als zwei Jahren hat der Libanon wieder ein Staatsoberhaupt. Das Parlament wählte am Montag den früheren Militärkommandeur und Hisbollah-Verbündeten Michel Aoun in das Präsidentenamt. 83 der 127 anwesenden Abgeordneten votierten für den 81-Jährigen. Der christliche Politiker schaffte es in einer chaotischen Sitzung zunächst nicht wie erwartet, in der ersten Runde die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit zu erlangen. Erst später sicherte er sich dann eine einfache Mehrheit.
Mehrere Runden waren ungültig, weil in der Wahlurne jedes Mal zusätzliche Stimmzettel lagen. Die Wahl Aouns wird von vielen als klarer Erfolg für die proiranische Achse im Nahen Osten angesehen. Sie gibt der Hisbollah und ihrem Verbündeten, dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, einen Schub.
Im multikonfessionellen Libanon muss das Staatsoberhaupt immer ein Christ sein. Die Wahl des neuen Präsidenten war zuvor seit Mai 2014 bereits 45 Mal gescheitert, weil sich die Parteien nicht auf einen Kandidaten einigen konnten. Mitte Oktober gab jedoch der sunnitische Ex-Ministerpräsident Saad Hariri seinen Widerstand gegen Aoun auf.
Aoun wurde kurz nach der Wahl als 13. Präsident des Landes vereidigt. Er versprach politische und wirtschaftliche Reformen und forderte zwischen den zerstrittenen politischen Fraktionen in seinem Land eine „wirkliche Partnerschaft“.
Hohe Sicherheitsvorkehrungen vor der Wahl
Der Libanon hatte mehr als zwei Jahre kein Staatsoberhaupt. Im Mai 2014 war der damalige Präsident Michel Suleiman zum Ende seiner Amtszeit zurückgetreten. Seitdem waren 45 Versuche, einen neuen Präsidenten zu wählen, aufgrund fehlenden Quorums gescheitert.
Vor der Wahl des neuen Präsidenten hatten Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Beirut die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Autos wurden aus dem Großteil des Zentrums von Beirut verbannt. In den Straßen um das Parlamentsgebäude waren Metalldetektoren aufgestellt. Über der Hauptstadt waren Militärhubschrauber im Einsatz.