Die drei Fragezeichen: „Das muss sehr langweilig sein“
WIE VIEL? Ein Londoner Komiker liest Julian Assange aus dem Internet vor. Er arbeitet bei Russia Today
taz: Bobby Mair, was genau haben Sie vor der ecuadorianischen Botschaft gemacht?
Bobby Mair: Ich dachte, vielleicht haben sie ja einfach nur das WLAN-Passwort von ihm geändert. Also habe ich ihm ein paar alternative Passwörter zugerufen, die er ausprobieren könnte. Ich habe die Highlights des Tages aus dem Internet ausgedruckt, zum Beispiel sein Horoskop. Ach so, und Phil Collins geht wieder auf Tour, also sang ich ihm einen Phil-Collins-Song vor, weil er sich ja keine Lieder mehr auf YouTube anhören kann.
Was war Ihr Motiv?
Menschlich gesehen habe ich einfach nur Mitleid mit ihm. Er ist ein Typ, der in einem Raum eingesperrt ist, und das muss sehr langweilig sein. Ich kann mitfühlen, wenn ich daran denke, wie viel Zeit ich im Internet verbringe, und wenn ich daran denke, dass ich meinen Internetzugang verlieren würde und nicht das Haus verlassen könnte, wäre das sehr langweilig. Was ich getan habe, steht für sich selbst.
Über die Internetsperre für Assange wurde ja im Vorfeld berichtet. Haben Sie so viel Aufmerksamkeit erwartet?
Nein! Ich habe viele Dinge gemacht, die so ähnlich waren wie das, und habe nie so viel Aufmerksamkeit, wie dieses Mal bekommen. Also habe ich das nicht erwartet, aber es ist sehr aufregend, bemerkt zu werden bei dem, was du tust, wenn du Komiker bist. Vielleicht schauen ja jetzt ein paar mehr Menschen unsere Sendung an.
INTERVIEW Vanessa Clobes
Bobby Mair, geb. 1986, ist ein kanadischer Komiker, der in London arbeitet. Er tritt regelmäßig auf in „Sam Delaney’s News Thing“ bei Russia Today UK. Für diese Sendung entstand auch der Beitrag.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen