piwik no script img

Bashir war ein Freiheitskämpfer

Trauer Freunde und Weggefährten geben Bashir Zakarias am Montag das letzte Geleit. Der Sprecher der Flüchtlinge vom O-Platz war letzte Woche überraschend gestorben

von Uta Schleiermacher

Die Trauerfeier beginnt eigentlich schon auf dem Oranienplatz. Dort, wo auch Bashir Zakarias Wirken in Berlin angefangen hat, stehen am Montagmorgen etwa 70 Freunde und Unterstützer im Kreis und hören Bello Umar zu. Mit ruhiger Stimme und Pausen zwischen den Sätzen erzählt er vom letzten Dienstag, an dem der unbesiegbar wirkende und kraftvolle 44-jährige Zakaria überraschend an Herzversagen gestorben war. „Wir wollten jemanden treffen, doch dann war ihm schwindlig, plötzlich ging es ihm sehr schlecht“, erzählt er. Der Rettungswagen konnte nicht mehr helfen, Zakaria starb wenig später in seiner Wohnung an Herzversagen. „Bashir war ein Freiheitskämpfer, er hat immer versucht zu helfen“, sagt Umar. „Er ist ein Vorbild für uns alle.“

Ähnlich drückt es der Imam zwei Stunden später bei der Beerdigung auf dem Landschaftsfriedhof Gatow in Spandau aus. „An seinen Taten können wir uns orientieren“, Zakaria habe Menschen aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Religionen zusammengebracht.

Nach dem Totengebet ziehen die inzwischen rund 100 Gäste mit Gebetsrufen hinter dem Sarg her – in den Teil des Friedhofs, in dem die Gräber gen Mekka ausgerichtet sind, für Erdbestattungen nach muslimischem Ritus. Freunde legen den in weißes Tuch gehüllten Leichnam in die Grube, darüber den Sargdeckel wie ein Dach. Dann schaufeln sie zu zehnt Erde darüber, bis sich ein kleiner Hügel über dem Grab wölbt.

Zakaria hatte sich nach seiner Flucht 2012 den Protesten am Oranienplatz angeschlossen und wurde zum Sprecher der Flüchtlinge dort. Schon damals war er herzkrank, er war einer der wenigen, die aus gesundheitlichen Gründen eine Duldung bekamen. Unterstützerin Taina Gärtner sagt, dass er zuletzt neue Hoffnung geschöpft hatte. „Er wollte unbedingt wieder arbeiten und plante, andere Flüchtlinge zu beraten.“

Am Grab nehmen Freunde mit kurzen Reden Abschied. Die Aktivistin Napuli Paul ruft zu Spenden für Zakarias kranke Mutter in Nigeria auf.

Auch von unerwarteter Seite kommt eine Trauerbekundung: „Wir werden dich nicht vergessen“ steht in goldener Schrift auf der weißen Schleife eines Kranzes, den der Integrationsbeauftragte des Senats, Andreas Germershausen, auf dem Grab ablegt.

Latoya Manly Spain von Lampedusa Hamburg spricht über Zakarias politisches Vermächtnis. „Wir dürfen seine Kraft nicht vergessen“, sagt sie. Nachdem die Zeit der CDU vorbei sei, sollte man nun der SPD auf die Finger schauen. „Wir sind an einem Punkt, wo Verhandlungen vielleicht wieder möglich sind, wir müssen weiter für eine gerechte Gesellschaft kämpfen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen