Das Detail: Verwirrend europäisch
WIE VIELE? Großbritannien zeigt großes Differenzierungsvermögen – bei Italienern
Seit der Brexit-Entscheidung weht in England und Wales ein frischer Wind. Offenbar muss nun nicht mehr jedes Formular durch die gleichmacherischen Mühlen der politisch-korrekten EU-Bürokratie gedreht werden.
So ließe sich erklären, warum das Britische Bildungsministerium ein – immer noch abrufbares – Formular herausgegeben hat, in dem italienische Eltern die Herkunft ihrer auf der Insel einzuschulenden Kinder folgendermaßen spezifizieren sollten: „Italian“ mit dem Kürzel „ITA“; „Italian (Any Other)“ mit „ITAA“; „Italian (Napoletan)“ mit dem Kürzel „ITAN“; und last but not last „Italian (Sicilian)“ mit dem Kürzel „ITAS“.
Informationen zur Muttersprache in Großbritannien schulpflichtiger Kinder würden eingeholt, um ihnen „the best possible education in Britain“ zu ermöglichen, teilte die Britische Botschaft in Rom dazu mit und entschuldigte sich für den „historic administrative error“. Der war aufgeflogen, nachdem sich in England und Wales ansässige Eltern beschwert und der italienische Botschafter in London offiziell Protest eingelegt hatte: „Wir sind seit 1861 ein vereintes Land“, hatte es darin etwas humorlos geheißen. Gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur ANSA wollte Botschafter Pasquale Terracciano dabei gar nicht ausschließen, dass die Maßnahme gut gemeint gewesen sei, „aber der Weg zur Hölle ist bekanntlich mit guten Vorsätzen gepflastert“.
Ob die britische Bürokratie ihr Formular auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse erstellt hat, können wir hier nicht erörtern – der ein oder andere Mafia-Witz liegt aber nahe. Auffallend ist, dass die andere verspätete NATION Europas, unser Deutschland, es tatsächlich ungeteilt auf die Insel gebracht hat. Dabei wären statt eines simplen „GER“ doch auch „GER (Bavarian)“ oder natürlich „GER (Saxon)“ gar nicht so weit hergeholt. AW
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