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Die Demütigung

CHAMPIONS LEAGUE Vier Spiele, vier Niederlagen, 0:9 Tore: Pep Guardiolas Bilanz bei seinen Auftritten in Spanien und Katalonien ist mies. Er hat mit Manchester City noch viel Arbeit vor sich, wie das 0:4 beim FC Barcelona gezeigt hat

aus Barcelona Florian Haupt

Da saß er nun und hatte nicht anders gekonnt. Pep Guardiola sprach mit leiser Stimme, aber seine Überzeugungen waren fest wie immer. „Man kann sich auch hinten reinstellen und gewinnen, aber ich weiß nicht, wie das geht, also haben wir nach vorne gespielt.“ Die Spanier haben diese Sätze schon oft gehört, die Deutschen auch, nun lernen sie die Engländer kennen. Auch wenn sie damit mal 0:4 verlieren wie Manchester City in der Champions League beim FC Barcelona.

Tagelang hatte ihm diese Auslosung im Spätsommer die Laune verhagelt: Guardiola weiß ja, dass sich alle Scheinwerfer unweigerlich auf ihn richten, wenn er, der Ex-Balljunge, Ex-Spieler, Ex-Trainer und Ex-Revolutionär zu seinem Barça zurückkehrt. Und er ahnte natürlich auch, dass dieser Test arg früh kam für sein neuestes Projekt, bei dem er nicht ähnlich hochwertige Grundlagen vorfand wie einst in Katalonien oder beim FC Bayern. Aber er kann nun mal nicht anders, und so ließ er auch an diesem Abend hoch angreifen, bei Ballbesitz die Außenverteidiger einrücken, flach von hinten rauskombinieren oder in der Abwehr Eins-gegen-eins verteidigen. City präsentierte sich dergestalt streckenweise als „tolle Fußballmannschaft mit viel Potenzial“, wie Ilkay Gündogan später sagte. Aber unter dem Strich blieb als Ergebnis: Guardiolas aktuelle Mannschaft ist zu Guardiola-Fußball (noch) nicht in der Lage.

Klar, das starke Pressing schnitt anfangs das famose Trio aus Lionel Messi, Neymar und Luis Suárez lange von seinen gewohnten Nachschubketten ab. Und sicher, ohne die Paraden eines sehr präsenten Marc-André ter Stegen hätte es auch Tore geben können. Doch zu einer Spitzenmannschaft gehört auch, sich von den eigenen Ideen nicht überfordern zu lassen. Also nicht auszurutschen wie Fernandinho vor Messis 0:1. Nicht mit einer besonders gewagten Liberoaktion den Ball einem Gegner in den Fuß zu volleyieren und dann außerhalb des Strafraums auf Kosten einer Roten Karte mit den Händen klären zu müssen wie Torwart Claudio Bravo anfangs der zweiten Halbzeit gegen Suárez. Nicht einen so riskanten Rückpass zu spielen beziehungsweise diesen besser zu antizipieren wie Gündogan und John Stones in ihrer Koproduktion vor dem 0:3.

Guardiola verfolgte die Horrorshow zunehmend fatalistisch am Spielfeldrand. Das riesige Camp Nou kann sich auch mit 96.290 Zuschauern sehr kalt anfühlen. Außer einer Umarmung von seinem Kollegen Luis Enrique gab es keine Würdigung, keinen Applaus, keinen Gesang. Nicht das kleinste Zeichen für den Heimkehrer, auch wenn es nur um ein Gruppenspiel ging, das solche Ehrerbietung eher zugelassen hätte als das Halbfinale vor anderthalb Jahren. Damals kam Guardiola mit dem FC Bayern für ein Duell um Europas Thron, und wie damals wurde er auch jetzt wieder von seinem Zauberlehrling erledigt. Traf Messi gegen die Münchner zweimal bei einem 3:0, waren es nun drei Tore beim 4:0.

Oh my god!“, betitelte anderntags die lokale Sport die obligatorische Messi-Huldigung, derweil die Konkurrenz von Mundo Deportivo eine berühmte Pep-Phrase benutzte („Der verdammte Boss“), die Guardiola einst ironisch seinem Trainerfeind José Mourinho zugeworfen hatte. Derweil ergötzte sich Marca in Madrid an der Bilanz des Katalanen bei seinen Besuchen in Spanien: Vier Spiele, vier Niederlagen, 0:9 Tore. Bei solchen Zahlen wird es natürlich schwer, den Mythos Guardiola zu behaupten. Kevin De Bruyne, Nolito oder Raheem Sterling werden ja nicht zu Messi, Neymar und Suárez, nur weil sie von Guardiola trainiert werden. „Der Unterschied lag in unserer Effizienz“, resümierte Barças Andrés Iniesta.

„Extrem bitter“, befand derweil Gündogan, der starke Szenen hatte. „Das Ergebnis spiegelt einfach nicht das Spiel wieder. Ich glaube schon, dass wir in einigen Phasen besser waren als Barcelona.“ Noch „ein bisschen mehr Mut“ hätte es gebraucht, so der deutsche Nationalspieler, „beim Spiel mit dem Ball“. Da habe man sich „nicht clever genug bewegt und „nicht gut in den Räumen gestanden“. Aber das sind glücklicherweise ja genau die Automatismen, an denen Guardiola zu arbeiten versteht.

„Natürlich sind wir noch in der Entwicklung“, sagte Ilkay Gündogan, „wir lernen uns gerade erst kennen“, betont sein Trainer. Schon in zwei Wochen kann Manchester City beim Rückspiel gegen Barcelona seine Fortschritte vorführen. An den Ideen wird es nicht scheitern, wie auch Luis Enrique klar sein dürfte, der sich nach intensivem Trainerschach nur noch auf sein Bett freute. „Ich bin ein bisschen müde. Zum Glück gibt es nur einen Pep.“

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