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Einfach den Glauben der Eltern imitiert

JUGEND Das Wissen junger Kambodschaner über ihre eigene buddhistische Religion ist gering

Von Sun Narin

Die meisten jungen Kambodschaner haben einfach den buddhistischen Glauben und die Traditionen von ihren Eltern und Vorfahren übernommen. So berichtet Warng Soposh, ein Mönch in Phnom Penh: „Die Jugendlichen machen das nach, was die Eltern vor ihnen getan haben. Das Wissen über den Buddhismus ist sehr beschränkt. Sie gehen zu den Zeremonien in den Tempel, weil sie das bei ihren Eltern so gesehen haben.“ Viele wissen nur, dass man die Mönche respektieren und zum Tempel gehen soll.

Laut Verfassung ist der Buddhismus Staatsreligion. Zugleich gilt Religionsfreiheit. Etwa 94 Prozent der 15,3 Millionen Kambodschaner sind Buddhisten. Laut Religionsministerium gibt es 4.580 Tempel und über 50.000 Mönche im Land. 600.000 Kambodschaner sind Muslime, etwa 300.000 Christen.

Nach ihrer Religion gefragt, bezeichnet sich die 25-jährige Vicheika Kann als Buddhistin. Doch obwohl sie in den Tempel geht, scheint sie nicht besonders gläubig zu sein. „Seit meiner Geburt bin ich Buddhistin, weil meine Eltern Buddhisten sind. Ich kenne die buddhistischen Praktiken – aber so richtig fromm bin ich nicht“, sagt sie.

Mit manchen buddhistischen Lehren ist sie nicht einverstanden: „Ich glaube nicht an die Lehre von den guten Taten und Sünden, sondern ich glaube an mich selbst. Ich tute Gutes, weil ich möchte, dass die Menschen glücklich sind. Aber ich tue es nicht, um mir selbst damit Verdienste für mein eigenes Leben zu erwerben. Und ich vermeide böse Taten, weil ich Mitleid habe, wenn es jemandem schlecht geht.“

Diese Haltung teilt auch der 28-jährige Vida Taing. Auch er hat den Buddhismus von seinen Eltern übernommen. Er habe erst später im Schulunterricht etwas über die buddhistische Lehre gelernt. „Ich glaube, dass es verschiedene Religionen in Kambodscha geben kann – und dass dies kein Zeichen für ein gespaltenes und von Diskriminierung geprägtes Land ist“, sagt er.

„Nicht irgendwas glauben“

Nach Ansicht von Seng Somony, Unterstaatssekretär im Religionsministerium, ist Kambodscha ein Land, in dem verschiedene Religionen nebeneinander existieren können. „Wir haben keinen Religionskonflikt, da die Verfassung in diesem Punkt sehr klar ist“, sagt er. „Die Regierung kümmert sich gut um die Angehörigen aller Religionen.“

Warng Soposh, ein Mönch aus Phnom Penh, rät den Buddhisten, die Regeln und Vorschriften ihres Glaubens zu studieren. „Mönche und Gläubige müssen ihr Wissen vertiefen und die Praktiken richtig erlernen“, sagt er. „Sie müssen ihre Rolle als Mönche und Gläubige kennen – und nicht nur irgendetwas glauben, weil es so überliefert und so Brauch ist.“

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