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Komponistenduell

Musik Bremer Schüler haben im Frühjahr einen „Composer Slam“ entwickelt. Ende Oktober steht nun die zweite Ausgabe an

Komponisten im Wettstreit: Composer Slam Foto: Musik im Ohr

Der Bremer „Composer Slam“ geht in die zweite Runde. Nachdem dieser allein von Schülern und Schülerinnen organisierte Komponisten-Wettbewerb im März seine Bremer Premiere gefeiert hat, können am 21. Oktober nun wieder kreative MusikerInnen ihre Instrumentalstücke in der Glocke präsentieren, Bremens traditionsreichem Konzerthaus neben dem Dom.

Nicht irgendeine Adresse jedenfalls, wenn man hier als SchülerIn einen Konzertabend zu stemmen hat. Zudem einen Wettkampf, in dem die auftretenden KomponistInnen mit ihren eigenen Instrumentalstücken um die Bewertungspunkte des Publikums kämpfen. Ähnlich wie ein Poetry Slam, nur eben für Instrumentalmusik.

Angeleitet wurden die Jugendlichen aus Bremen-Sebaldsbrück von der hauseigenen Musikvermittlung „Musik im Ohr“. Die möchte Menschen unabhängig von Alter, Herkunft oder musikalischer Vorbildung für Konzerthausmusik begeistern. Die Arbeit für und mit dem Nachwuchs ist allerdings ein besonderer Schwerpunkt. Obwohl: „Der Composer Slam ist nicht per se ein Schülerformat“, sagt Anna Lieb von „Musik im Ohr“, „sondern vor allem ein Konzertabend.“

Lieb organisiert auch den zweiten Slam, die „Schülermanager“ der ersten Auflage sind als die Pioniere zwar noch als besondere Gäste und auch hinter den Kulissen dabei, Musikauswahl und Moderation übernimmt diesmal allerdings der Musiker Simon Kluth aus Hannover.

Kluth hat das Format, das von den SchülerInnen nach Bremen geholt wurde, erfunden. Im März hatten die Nachwuchsslammer ihn auch bereits als Experten in die Glocke eingeladen. Wettbewerbe wie diesen hat er schon in einigen deutschen Städten und auch in Österreich ausgerichtet. „Kluth ist Geiger und kommt aus der Musikwelt“, sagt Lieb. Für ihn stünden ganz andere Sachen im Mittelpunkt als damals für die SchülerInnen. „Für Kluth kam es mehr auf die Musikauswahl an, die Schüler machten sich eher Gedanken um die Beleuchtung oder die Moderation“, so Lieb: „Das Drumherum war ihnen besonders wichtig. Und dass es kracht.“

Ganz ohne Krachen geht es nun aber natürlich nicht: Weil das Publikum durch direktes Feedback den Sieger oder die Siegerin kürt, ist die Performance ein wichtiges Element. Der musikalischen Freiheit der TeilnehmerInnen sind dabei nur wenige Grenzen gesetzt. Die Stücke müssen von ihnen selbst geschrieben sein und live gespielt werden – und ohne Sprache auskommen: „Ein Text verzerrt“, sagt Anna Lieb. „Damit man sich auf die Musik einlässt, soll die Geschichte rein instrumentell erzählt werden.“ Es gehe auch nicht um die Fähigkeiten am Instrument. „Als Komponist in der Glocke aufzutreten, klingt elitär, aber die Musik muss nicht komplex oder virtuos sein“, sagt sie. Es könne auch Popmusik sein. „Der schönste Auftritt gewinnt“, so Lieb.

Zehn ZuhörerInnen im Publikum bekommen jeweils eine Bewertungstafel. Wenn sie die KomponistInnen bewerten, schließen sich die JurorInnen kurz und kommen ins Gespräch. „Man unterhält sich einfach über Musik“, sagt Lieb. Gewinnen sei beim Slam ohnehin nicht alles: „Die Interaktion zwischen Musikern und Publikum steht im Vordergrund“, so Lieb.

Poetry Slams erfreuen sich großer Beliebtheit. Das Prinzip auch auf Musik auszuweiten, sorgte bisher für volle Säle in Kluths Veranstaltungen. Die Composer Slams dürften sicherlich eine Chance sein, für Nachwuchs beim Konzertpublikum zu sorgen. Ein schlichter Werbegag sind sie darum aber nicht. Das Publikum direkt einzubinden, statt das Geschmacksurteil BerufskritikerInnen zu überlassen, ist dank niedrigschwelliger Rezensionsplattformen im Internet ein seit Jahren wachsender Trend.

Daher soll es auch einen nächsten Composer Slam in Bremen geben. Ob dieser wieder von Kluth oder einer Gruppe SchülerInnen geplant und durchgeführt werden wird, steht laut Lieb noch nicht fest. Das SchülerInnen-Projekt sei sehr erfolgreich gewesen und es werde wieder ein Projekt für Jugendliche geben, sagt sie. „Vielleicht wird es nicht wieder der Composer Slam sein, auch wenn der sich sehr gut anbietet“, so Lieb.

Sebastian Krüger

Composer Slam: 21. 10., 20 Uhr, Konzerthaus Die Glocke, Bremen

Wer Lust hat, mit seinen Kompositionen im Wettbewerb anzutreten, kann sich bis zum Veranstaltungstag unter info@composerslam.de bewerben

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