: Frauen verschönern das Männerklo
sexismus Union Brauerei Walle hat Frauenfotos übers Pissoir gehängt. Die Kritik der Gleichstellungsbeauftragten hält der Kneipier für maßlos überzogen
Öffentliche Toiletten sind seit jeher ein Ort fragwürdiger Kreativität: Mit Edding oder Kuli hingekritzelte Witze, Zeichnungen und Statements zieren die Innenwände der Kabinen in Uni-, Bahnhofs- und Kneipenklos. Und dort, wo es stilvoller zugehen soll, übernimmt es manchmal der Wirt selbst, die Wand zu dekorieren.
In der Herrentoilette der Waller Union Brauerei beispielsweise sorgt eine Fototapete beim Stehpinkeln für Unterhaltung – aber auch für Irritation. Auf ihr sind Frauen abgebildet, die den Männern beim Urinieren zusehen, Fotos machen und scheinbar aufgeregt tuscheln. Bereits im Mai hatte ein Besucher Anstoß an der Wanddeko genommen – und sich bei der Gleichstellungsbeauftragten des Landes darüber beschwert. Daraufhin hatte Ulrike Hauffes Büro den Geschäftsführer der Union Brauerei Lüder Kastens angeschrieben: „Die Frauen auf der Fototapete mokieren sich also über die Geschlechtsteile der Männer, so die Idee der Fototapete“, konstatiert im Brief die Gleichstellungsbeauftragte. Das sei zwar „witzig gemeint“, räumt sie ein, der Witz sei aber „diskriminierend.“
Männer würden, so das Schreiben weiter, durch diese Fototapete ausschließlich auf ihr Geschlechtsteil reduziert. Die Frauen wiederum erscheinen als kichernde, aufs männliche Genital fixierte Wesen.
Die Frauenbeauftragte regte an, einmal zu überdenken, ob diese Art der Darstellung in der „sonst sehr angenehm und serös wirkenden Gastronomie wirklich nötig“ sei.
Lüder Kastens hingegen versteht die Welt nicht mehr: „Als ich die Mail bekommen habe, dachte ich nur: Haben die denn kein anderes Problem?“ Geantwortet hat er der Frauenbeauftragten nicht.
Seiner Meinung nach ist die Kritik an der Tapete „maßlos überzogen“. Er verweist darauf, dass die Frauen vollständig bekleidet seien und er seine weibliche Belegschaft vorher über die Deko der Herrentoilette hat abstimmen lassen – alle seien dafür gewesen. „Ich bin ja nicht blöd“, sagt er im Gespräch mit der taz. „Glauben Sie, wir hätten uns das in einer bierseligen Männerrunde ausgedacht?“
Der Gleichstellungsbeauftragten zufolge zeigt sich der Sexismus der Gestaltung „am einfachsten, wenn man sich das umgekehrte Motiv vorstellt: Eine Fototapete voller Männer sähe den Frauen beim Urinieren zu“ – mit belustigten bis verächtlichen Gesichtern. „Kein Gastronom käme auf diese Idee“, ist sie sich sicher. „Warum aber wird sie dann umgekehrt im Männerklo für angemessen und sogar jugendfrei gehalten?“
Auch dafür hat Kastens kein Verständnis. „Wenn sich hier jede Woche einer beschweren würde, hätten wir es längst abgehängt“, stellt er klar. „Aber den Leuten gefällt’s!“ Deshalb bleibe die Deko hängen, „bis es uns zu langweilig wird“. Und was danach komme? „Was weiß ich: Vielleicht ein schlafender Förster.“ kms
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