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Gabriel macht Deutscher Bank Vorwürfe

Geschäfte Das Geldhaus sieht sich als Opfer von Spekulanten. Der Vizekanzler zeigt wenig Mitleid

FRANKFURT/TEHERAN dpa | Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat die angeschlagene Deutsche Bank scharf angegriffen. „Ich wusste nicht, ob ich lachen oder wütend sein soll, dass die Bank, die das Spekulantentum zum Geschäftsmodell gemacht hat, sich jetzt zum Opfer von Spekulanten erklärt“, sagte der SPD-Chef und Vizekanzler am Sonntag während seiner Reise in den Iran.

Deutsche-Bank-Chef John Cryan hatte Spekulanten für den Absturz des Börsenkurses verantwortlich gemacht. Sie wollten das Vertrauen in das Institut schwächen. Die Folgen der Niedrigzinsen und die immer strengeren Regeln der Aufsichtsbehörden lasten schwer auf den Geschäften des Instituts. Immer neue Spekulationen um Kapitallücken und mögliche Staatshilfen haben die Aktien in den vergangenen Wochen auf Talfahrt geschickt.

Auslöser für die große Nervosität ist die Drohung der US-Justiz, der Bank für Vergehen mit Hypothekenpapieren eine Strafe von 14 Milliarden US-Dollar aufzubrummen. Zum Stand der Verhandlungen mit den Behörden über die Höhe eines möglichen Vergleichs wollte sich ein Unternehmenssprecher am Montag nicht äußern.

Die prekäre Lage beim deutschen Branchenprimus hat auch mehrere DAX-Vorstände auf den Plan gerufen. Besorgte Topmanager wie Siemens-Chef Joe Kaeser, Eon-Chef Johannes Teyssen und RWE-Chef Peter Terium betonten in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung die Bedeutung des Geldhauses für die deutsche Wirtschaft. „Die deutsche Industrie braucht eine Deutsche Bank, die uns in die Welt hinaus begleitet“, sagte der BASF-Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Hambrecht. Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte: „Starke deutsche Banken sind wichtig für eine starke deutsche Wirtschaft. Diese Verbindung ist eng. Und das wird so bleiben.“

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