: Augen auf, Polizei!
spielen & lernen Hamburgs Polizei findet es schwierig People of Color auseinanderzuhalten. Die taz.nord hilft ihr mit einer Trainingseinheit
von Katharina Schipkowski
In einem Strafprozess gegen einen jungen Mann aus Guinea-Bissau, dem Polizei und Staatsanwaltschaft vorwerfen, mit insgesamt einem Gramm Marihuana gedealt zu haben, tat sich vergangene Woche ein bestürzendes kognitives Defizit der Hamburger Polizei auf. Ein Polizist, der laut der Akte an der Festnahme beteiligt war, konnte den Angeklagten nicht identifizieren: „Europäer haben ja Probleme, Schwarzafrikaner auseinanderzuhalten“, erklärte er dem Gericht.
„Wenn sie die Leute nicht auseinanderhalten kann, frage ich mich, wie die Hamburger Polizei ihre Arbeit machen kann“, kommentierte Tahir Della, Vorstandsmitglied der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, die Aussage des Polizisten. In der Tat: Rechtsstaatliche Justiz beruht darauf, dass ein Einzelner für seine Tat, und nicht die Tat eines anderen, haftbar ist. Nicht rechtsstaatlich ist es, wenn ein Stellvertreter für den Täter anhand von ethnischen, geschlechtlichen oder körperlichen Merkmalen ausgesucht wird, der die eventuelle Schuld tragen soll.
Die taz.nord wünscht sich eine Polizei, die, wie jeder Mensch, Menschen auseinanderzuhalten lernt! Unabdingbare Voraussetzung für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist ja, Gesichter zu unterscheiden, Personen auseinanderhalten zu können. Und wenn bei der Hamburger Polizei, nach ihrem eigenem Bekenntnis, diese kognitive Grundfähigkeit kollabiert, sobald sie mit schwarzen Menschen konfrontiert ist, muss sie die trainieren.
Dabei will ihr die taz.nord helfen. Deshalb haben wir diese kostenlose Trainingseinheit konzipiert – mit Gesichtern von People of Colour, Männern, Frauen, guten, bösen und solchen – das sind die meisten – denen man mit einem simplen Schwarz-Weiß-Raster nicht gerecht werden kann.
Liebe PolizistInnen, jetzt aufpassen, so geht‘s: Alle Karten liegen umgedreht, also mit der Rückseite nach oben, auf dem Tisch. Die jüngste Spielerin fängt an. Sie deckt zwei Karten auf, alle sehen die Bilder. Wenn die Bilder auf beiden Karten identisch sind, darf die Spielerin das Paar behalten und deckt zwei weitere Karten auf. Sind sie verschieden, merken Sie sich gut, was sie gesehen haben, denn die Spielerin deckt die Karten wieder zu und der Nächste ist dran. Ziel ist es, Pärchen aufzudecken. Merke: „Alle Schwarzen sehen gleich aus“ zählt nicht. Nur echte Doppelungen gelten als Paar. Viel Spaß und viel Erfolg!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen