: Police Academy im Zwielicht
BEAMTinnEN-Belästigung
Immer neue Altlasten kommen an der Polizeischule Eutin ans Tageslicht: Zuerst die vertuschten Vorwürfe gegen Polizeianwärter, die im Jahr 2014 Polizeischülerinnen sexuell belästigt und männliche Kollegen mit Migrationshintergrund als „Kanaken“ beleidigt haben sollen; dann die Absenkung der Auswahlkriterien im vorigen Jahr, um die Einstellungsquote an AnwärterInnen zu erfüllen, – jetzt der Vorwurf der sexuellen Belästigung einer minderjährigen Polizeischülerin durch einen Ausbilder.
Der Beamte habe im Januar 2015 einer Polizeischülerin auf einer Party einen Zungenkuss gegeben, berichtet Patrick Breyer, Fraktionschef der Piratenpartei im Kieler Landtag. „Es ist nicht nur so, dass diese Anwärterin minderjährig gewesen, sondern dass dies auch gegen ihr Einverständnis geschehen sein soll“, sagt Breyer.
Nach fast einem Jahr ist die „Distanzunterschreitung“ – wie der Vorfall im Dienstjargon umschrieben wird – disziplinarrechtlich mit einem Verweis geahndet und der Beamte nach Lübeck strafversetzt worden. Er wurde aber parallel befördert und kehrte Monate später wieder nach Eutin zurück, obwohl die Polizeischülerin dort noch ihre Ausbildung absolvierte.
Kritik daran weist Innenminister Stefan Studt (SPD) jedoch zurück, schließlich habe er bereits im Juli mit der Versetzung des Schulleiters Jürgen Funk reagiert. „Wir haben eine strukturelle und personelle Neuaufstellung veranlasst, die dazu führen kann, dass neue Sachverhalte bekannt und alte Sachverhalte eventuell neu betrachtet werden müssen“, verteidigte sich Studt gegenüber der taz. Dies gelte auch für den jüngst bekannt gewordenen Fall. Es könne durchaus sein, sagte er, „dass auch hier durch laufende Ermittlungen weitere Erkenntnisse ans Licht kommen werden.“ In der Tat: Eine zweite sexuelle Belästigung steht zumindest im Raum. KVA
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