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„Die Rechten schützen – sonst nichts“

SCHUTZ Nach einer Demo des rechtsextremen „Freundeskreis“ trafen Flüchtlinge und Nazis im Zug aufeinander. Die Polizei fühlte sich nicht verantwortlich

Am Göttinger Bahnhofsplatz haben am Freitagabend mehrere hundert Menschen mit Samba-Musik, Trillerpfeifen und Sprechchören gegen eine gleichzeitig stattfindende Kundgebung des als rechtsextrem geltenden „Freundeskreises Thüringen/Niedersachsen“ demonstriert. An der vom örtlichen Bündnis gegen Rechts organisierten Protestkundgebung auf dem Bahnhofsplatz beteiligten sich nach Polizeiangaben 520 NazigegnerInnen. Zu der Veranstaltung des „Freundeskreises“ auf einem abgesperrten Bereich des Platzes kamen fünf Personen, unter ihnen der NPD-Kandidat für die Landratswahl im Kreis Göttingen, Jens Wilke.

Beide Versammlungen seien ohne Zwischenfälle verlaufen, sagte eine Polizeisprecherin. Mehrere hundert Beamte seien im Einsatz gewesen. Bei vorausgegangenen Protesten gegen Veranstaltungen des „Freundeskreises“ war es zu Auseinandersetzungen zwischen BeamtInnen und linken DemonstrantInnen gekommen, mehrere Menschen wurden verletzt. An den Veranstaltungen des „Freundeskreises“ hatten sich vor allem Mitglieder der NPD und anderer Neonazi-Organisationen beteiligt.

Eine Augenzeugin berichtete allerdings von einem Vorfall im Anschluss an die Demo: Sie hatte eine Gruppe Flüchtlinge zur Gegen-Demo begleitet und brachte sie anschließend zum Gleis. Dort seien sie auf Nazis getroffen, die von zehn PolizistInnen eskortiert wurden und in ein Abteil wollten, in dem bereits 15 Flüchtlinge saßen. Die Frau habe einen der PolizistInnen gefragt, ob er nicht aus Sicherheitsgründen mitfahren wolle. Der Beamte hätte geantwortet: „Wir sind hier, um die Rechten zu schützen, sonst nichts!“ Auf die Frage, was denn sei, wenn den Flüchtlingen etwas passiere, habe er erwidert: „Dann können die Flüchtlinge ja die Polizei anrufen!“ (taz/epd)

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