heute in hamburg
: „Aussteigen ist nicht einfach“

WORKSHOP Die Aktivisten des Peng! Collective bieten Telefonate mit „echten“ Spionen an

Amit Jacobi

Foto: Katja Sonnewend

35, ist Schauspieler, darstellender Künstler und Regisseur. Er wird die Workshops mit seinen Kollegen leiten.

taz: Herr Jacobi, haben Sie heute schon einen Spion bekehrt?

Amit Jacobi: Nein, das habe ich leider nicht. Doch mit unseren Anrufen wollen wir erst einmal die Idee eines Ausstiegs in die Köpfe der Geheimdienstler setzen. Im besten Fall verbreiten sie diese. Beim BND ist uns das wohl schon gelungen. Eine Mail von uns soll dort die Runde gemacht haben.

Und warum brauchen Geheimdienstmitarbeiter eine Aussteigerplattform?

Weil das Aussteigen aus diesem Beruf nicht so einfach ist. Die Beamten stehen unter großem Druck. Da geht es oft auch um juristische Fragen. Dabei wollen wir ihnen helfen.

Die Teilnehmer Ihres Workshops haben die Möglichkeit, selbst Geheimdienstmitarbeiter anzurufen. Worüber wird da gesprochen?

Über alles. Die Anrufer können sich beschweren, moralische Fragen stellen, aber genauso können sie sich einfach nach dem Arbeitsalltag des Gesprächspartners erkundigen. Sie können auch über das Wetter schnacken. Wir fordern keine bestimmte politische Haltung von unseren Teilnehmern. Wir geben nur ein paar Tipps zur Gesprächsführung, damit das Gespräch nicht gleich abgebrochen wird.

Sie werden auch vor Publikum mit Geheimdienstmitarbeitern telefonieren. Verliert die Aktion dabei nicht ihre Ernsthaftigkeit?

Die Gesprächspartner hören das Publikum nicht. Trotzdem hat diese Performance natürlich Unterhaltungswert. Neben der Ausstiegshilfe ist es unser Hauptziel, der Zivilgesellschaft die Angst vor Geheimdiensten zu nehmen. Das sind keine Agenten wie in Hollywood. Da sitzen ganz normale Menschen an den Schreibtischen.

Mit welchen Geheimdiensten sprechen Sie? Und welche Unterschiede gibt es in den Reaktionen auf Ihre Anrufe?

Also die Beamten des BND bleiben meist sehr ernst und verweisen auf schriftliche Kontaktaufnahme. Die Kanadier des CSIS sind am offensten. Die wollen manchmal gar nicht auflegen. Da sind die Ex-Kollegen Edward Snowdens beim NSA anders. INTERVIEW: ANTONIUS TIX

„Call a Spy“-Workshop auf Englisch, 17 Uhr, Kampnagel, P1. Eintritt frei, Anmeldung erforderlich, www.kampnagel.de

Live-Call-Session (offen für Zuschauer), Freitag, 17 Uhr, Kampnagel, P1