Zwischen Dönerladen
und Softwarebude

Arbeit Migrantenunternehmer schaffen 2 Millionen Jobs, 60 Prozent arbeiten allein

Migrantische Selbstständige verdienen im Schnitt 2.167 Euro im Monat

BERLIN taz | Leute mit Migrationshintergrund schaffen immer mehr Jobs. Zwischen 2005 und 2014 hat sich die Anzahl von Arbeitsplätzen, die durch selbstständige Unternehmer mit ausländischen Wurzeln geschaffen wurden, von 947.000 auf 1,3 Millionen erhöht. Dies geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Bertelsmann-Studie hervor.

Rechnet man die Arbeitsplätze von Angestellten und Arbeitgebern mit Migrationshintergrund zusammen, kommt man auf 2 Millionen Jobs durch Migrantenunternehmer. Damit hat sich der Beschäftigungsbeitrag der Migrantenunternehmen um ein Drittel erhöht. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund ist im Zeitraum zwischen 2005 und 2014 dagegen nur um knapp 9 Prozent gewachsen.

Unter „Menschen mit Migrationshintergrund“ verstehen die Forscher Personen, die nach dem Jahre 1949 in die Bundesregierung eingewandert sind oder von diesen Einwanderern abstammen.

60 Prozent der migrantischen Selbstständigen sind Alleinunternehmer, das ist ein höherer Anteil als bei Selbstständigen ohne Migrationshintergrund. 28 Prozent der Unternehmer arbeiten im Handel- und Gastgewerbe, dieser Anteil ist um 10 Prozentpunkte gesunken.

Allerdings haben sich die Anteile auch durch die Zuwanderung aus den osteuropäischen Beitrittsländern verschoben, erklärte Studienleiter Armando Garcia Schmidt von der Bertelsmann-Stiftung. Die zugewanderten Osteuropäer arbeiten häufiger im produzierenden Gewerbe, darunter auf dem Bau, und seltener in der Dienstleistung. Die Gesetzgebung erlaubte den Polen bis zum Jahre 2011 keine Arbeitnehmertätigkeit in Deutschland, sie durften sich hier nur als Selbstständige niederlassen, was zu einem Anstieg der Existenzgründungen führte.

Die migrantischen Selbstständigen verdienen im Schnitt 2.167 Euro netto im Monat, 40 Prozent mehr als migrantische Arbeitnehmer. Das Einkommen liegt 30 Prozent unter dem Verdienst von Selbstständigen ohne Zuwanderergeschichte.

Die Bertelsmann-Studie differenzierte nicht nach Herkunftsland, eine frühere Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung aus dem Jahre 2014 hatte deutliche Branchenunterschiede je nach Herkunftsland ergeben. So waren nach dieser Studie etwa 48 Prozent der selbstständigen Migranten aus den Anwerbeländern wie Türkei, Italien und Griechenland im Handel und Gastgewerbe tätig. Aus den westlichen Industrieländern kamen hingegen Selbstständige, die zu 46 Prozent in der wissensintensiven Dienstleistung, etwa als IT-Berater oder Finanzdienstleister arbeiteten. Barbara Dribbusch

Meinung + Diskussion