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Bogedan kann Mathe

Sonderdeputation Die Bildungssenatorin gründet eine „Task Force“, um die fehlenden Kita-Plätze zu schaffen. Die Opposition kritisiert Bogedan heftig

„Wir können Zahlen lesen“

Claudia Bogedan, SPD-Bildungssenatorin

Es ist ein bisschen wie bei einem Rekordhochwasser. Täglich kann man einen neuen Wasserstand messen. Offiziell fehlende Kita-Plätze, Stand Sonderdeputationssitzung für Kinder und Bildung am Dienstagnachmittag: 651.

Die Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) kündigte nun eine ressortübergreifende „Task Force“ an, um das Problem anzugehen. Die „Entscheidergruppe“ soll mit privaten und freien Trägern schnellstmöglich neue Plätze schaffen. Elternverbände hatten vor der Deputation gefordert, dass Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) die Aufgabe zur Chefsache machen sollte. Tatsächlich soll der jetzt laut Bogedan dabei helfen, den privaten Investoren Klaus Hübotter milde zu stimmen.

Der war genervt, weil er gerne schon vor einem Jahr das Angebot gemacht hatte, den Kita-Ausbau voranzutreiben – ohne auch nur eine Antwort aus dem Bildungsressort zu bekommen. Das grundsätzliche Problem sei allerdings weiterhin, „Flächen für Neubauten“ zu finden.

„Hektische Reaktionen“ und „Mangelverwaltung“ eines langfristigen Problems warf die CDU dem Bildungsressort vor. Sandra Ahrens, Kindersprecherin der CDU, sagte: „Der Senat hatte schon 2014 alle Möglichkeiten über das Problem zu informieren.“ Kritik gab es von Sofia Leonidakis von der Linken: „Es ist der fatalste Platzmangel, seitdem es den Rechtsanspruch gibt.“ Die Linksfraktion zählt sogar 2.350 unversorgte Kinder.

Der Senat bemüht sich derzeit nur um vermittlungswillige Eltern. Also nicht diejenigen, die in ihrer Wunschkita auf das Freiwerden eines Platzes warten. Einen Rechtsanspruch haben nur diejenigen, die eine Vermittlung beantragen: derzeit 651 Kinder. Dass die Zahl unversorgter Kinder tatsächlich deutlich höher liegt, bestreitet Bogedan nicht: „Uns geht es jetzt erst mal um diejenigen, die Rechtsansprüche haben.“

Und nicht einmal die werden zu ihrem Recht kommen: 500 Plätze können laut Senat kurzfristig mithilfe von Notmaßnahmen geschaffen werden. Inbegriffen: die Erweiterung bestehender Kita-Gruppen, das Stopfen von Kindern in Container, die Verlagerung von Horten in Grundschulen. Bleiben immer noch 151 Plätze über. Ganz zu schweigen von nicht gezählten Kindern auf den Wartelisten. Aber immerhin die Mathematik sei kein Problem, sagt Bogedan: „Wir können Zahlen lesen.“ Gareth Joswig

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