: Wohnraum für 460.000 Flüchtlinge dringend gesucht
FlüchtlingeViele Notunterkünfte schließen. Städte brauchen statt Heimplätzen jetzt Wohnungen
Nach Schließung der Balkanroute ist die Zahl der neuen Asylsuchenden in Deutschland drastisch gesunken. Von Anfang Januar bis Ende Juni wurden nach Angaben von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) nur noch 222.264 Neuankömmlinge registriert. Im gesamten vergangenen Jahr waren es bundesweit 1,1 Millionen, allein im November 2015, dem Höhepunkt der Flüchtlingsbewegung, wurden mehr als 200.000 gezählt.
Die Folge: Immer mehr Erstaufnahmeeinrichtungen stehen leer, viele Notunterkünfte sind bereits abgebaut. Beispiel Nordrhein-Westfalen: Hier gab es im Dezember noch 293 Unterkünfte mit über 82.000 Plätzen, oft wurden Turnhallen zu Schlafsälen umfunktioniert. Heute gibt es noch 137 Unterkünfte mit rund 58.000 Plätzen, mit einer Ausnahme stehen alle vom Land genutzten Turnhallen wieder für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung.
In Hessen sind noch 19 Unterkünfte geöffnet, 20 auf „Stand-by“, 23 wurden geschlossen. In Hamburg werden vier Standorte mit etwa 1.500 Plätzen vorgehalten. In Baden-Württemberg gibt es insgesamt 20 Erstaufnahmestellen mit 34.000 Plätzen. Belegt sind aktuell aber nur 16 Einrichtungen – mit gerade einmal 6.400 Menschen. Auch Bayern baut seine Notunterkünfte Schritt für Schritt ab.
Schwieriger ist die Situation in Berlin. In der Hauptstadt sind noch immer mehr als 7.000 Asylbewerber in Turnhallen untergebracht. Die großen Notunterkünfte wie die Hangars am früheren Flughafen Tempelhof sind zwar längst nicht mehr voll belegt, eine Schließung ist aber nicht in Sicht.
Außerdem hat Berlin größte Probleme, genügend bezahlbare Wohnungen für anerkannte Asylbewerber zu stellen. Deshalb leben noch rund 2.000 von ihnen in Heimen statt in eigenen Wohnungen. Ähnlich sieht es in vielen Städten aus. Nach einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Ernst & Young rechnen Bürgermeister und Kämmerer mit 733.000 Flüchtlingen, die in diesem Jahr von den Kommunen unterzubringen sind. Dafür müssten die Städte und Gemeinden bis Ende des Jahres noch Wohnraum für 460.000 Menschen schaffen – die nächste Mammutaufgabe.
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