: IT-Angestellte machen mobil
Gehälter Die Beschäftigten des IT-Dienstleisters Atos demonstrieren heute vor den Werkstoren ihrer Kunden gegen die Politik des Konzerns, der die Tariferhöhungen der Branche nicht zahlen möchte
Mit einer Aktionsfahrt und Wanderkundgebung vor den Werkstoren ihrer Kunden Airbus, Philips und Siemens wollen heute die Angestellten der Hamburger Dependance des IT-Konzerns Atos im Rahmen eines Warnstreiks demonstrieren. Die Deutschlandzentrale weigert sich seit einem Jahr, die Tariferhöhungen des Flächentarifvertrags der Elektroindustrie zu zahlen.
Der börsennotierte französische Atos-Konzern, der 2010 die Siemens IT-Sparte übernommen hat, beruft sich dabei auf eine Protokollnotiz im Tarifvertrag, nach der die IG Metall zu Nachverhandlungen verpflichtet werden kann, wenn die Lage einer Firma „nicht der Entwicklung der IT-Branche entspricht“. Damals klagte Atos über die angespannte wirtschaftliche Lage und die düsteren Prognosen für 2015.
Nach einem Warnstreik kam es zum Kompromiss: Die Gehaltserhöhung von 3,4 Prozent wurde bis zum April dieses Jahres ausgesetzt, zur Kompensation erhielten jedoch die IG-Metall-Mitglieder eine Einmalzahlung in Höhe des Entgeltvolumens. Die IG Metall hatte schon damals angekündigt, die reguläre Tariferhöhung nachholen zu wollen, damit sie fester Bestandteil der Gehälter wird.
Und darum geht es aktuell um zwei Lohnrunden. „Atos Deutschland geht es nachweislich wieder besser und wir sehen keinen Grund, warum die Tariferhöhungen nicht bezahlt werden sollte“, sagt ein IG-Metall-Vertrauensmann der taz. So verlangt die IG Metall neben der Gehaltserhöhung von 2,8 Prozent in diesem Jahr auch die 3,4 Prozent aus dem vorigen Jahr, Atos bietet aber nur 1,5 Prozent mehr Geld an. „Der Arbeitgeber möchte den Automatismus der Tarifbindung loswerden“, so der IG Metaller, „das nehmen wir nicht hin.“
Die Organisation kollektiver gewerkschaftlicher Aktionen der 450 Atos-Angestellten ist nicht einfach. Viele der Beschäftigten befinden sich nur selten an ihrem Arbeitsplatz an der Mundsburg, da sie oft im Homeoffice von Hause aus arbeiteten oder direkt bei den Großkunden-Firmen als Dienstleister tätig sind. Kai von Appen
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