„Game of Thrones“, eine feministische Serie?: Valar Morghulis! Dieser Text ist finster und voller Spoiler
Die Couchreporter Heute: Marlene Halser
LESEN SIE AUF KEINEN FALL WEITER, WENN SIE NICHT WISSEN MÖCHTEN, WIE DIE SECHSTE STAFFEL VON „GAME OF THRONES“ ENDET.
Alle weg? Gut! Nach einigen quälend lahmen Folgen, in denen nichts Substanzielles passiert ist, ist man nun nach dem epochalen Gemetzel der vorletzten und der Aufstellung zur Endkampf-Finalstaffel wieder angenehm elektrisiert. Es war eine Staffel der Frauen. Schachfigurengleich haben sich alle freigekämpft und auf dem Spielbrett vor Westoros für die große Schlacht in Stellung gebracht.
Queen Mom Cersai Lannister hat sich durch eine heimtückische, aber geniale Explosion all ihrer Feinde entledigt, und selbst den Tod ihres letzten von drei Kindern nicht verhindert, um in King’s Landing den Eisernen Thron bestiegen. Selbst Lover-Bruder Jamie Lannister bangte beim Zugucken. Aber der „King’s Slayer“ brennt – mein Tipp – in der nächsten Staffel eh mit der besten Ritterin, Brienne von Tarth, durch.
Lady Sansa Stark ist zurück in Winterfell, und man will ihrem Verzicht auf die Vormachtstellung zugunsten ihres Halbbruders Jon Snow nicht so recht trauen. Drachenherrscherin Daenerys Targaryen hat endlich eine ordentliche Flotte zusammengeschnorrt und segelt mit ihren Verbündeten gen Westoros, um den Eisernen Thron für sich einzunehmen.
Und in Dorn taktieren Lady Olenna Tyrell und Ellaria Sand, um gemeinsam mit der Drachenlady gegen die Lannisters ein Bündnis zu schmieden, während Arya Stark – nun ausgebildet zur kaltblütigen Killerin – bereits nach Westoros zurückgekehrt ist, um ihre lange gehütete Racheliste abzuarbeiten.
Kurzum: Die Frauen der Sieben Königreiche sind angetreten, um Rache zu nehmen. Aber hat es „Game of Thrones“ deshalb auch von der anfänglichen „Guilty pleasure“ der ersten Staffeln mit all den nackten Brüsten (und null nackten Penissen) und der immer grausiger werdenden und nicht enden wollenden Vergewaltigungsszenen zur feministischen Vorzeigeserie geschafft?
Dem Bechdel-Test zufolge: ja. Es gibt mindestens zwei Frauenrollen, sie alle haben einen Namen, sie sprechen miteinander. Und sie unterhalten sich über etwas anderes als einen Mann. Zum Beispiel übers Paktieren, Erobern und Herrschen. Genügt das? Ich würde sagen: nein.
Um eine wahrlich feministische Serie zu erschaffen, müssten die Macher (wo sind die Macherinnen?) Mut beweisen und den Plot auch in der kommenden Staffel durchziehen. Dazu genügt es nicht, dass es starke Frauenfiguren gibt. Diese Frauen müssten miteinander verhandeln und kämpfen, gegeneinander siegen und verlieren, einander vertrauen und sich betrügen – unabhängig von Männern und nicht ständig auf diese ausgerichtet, wie das derzeit noch der Fall ist. Und es müsste eine Frau sein, die am Ende gewinnt.
Die Vorzeichen sind vielversprechend, orientiert man sich an dem Pakt, den Daenerys Targaryen und Yara Greyjoy in der vorletzten Folge geschlossen haben: die Welt – anders als ihre Väter vor ihnen – zu einer besseren zu machen (und womöglich auch mal miteinander ins Bett zu steigen? OMG, please!). Aber wer weiß, ob es wirklich so kommt. Schließlich ist GOT vor allem auch für seine abrupten Änderungen des Plots bekannt.
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