Portrait: Der Wolfsschreck
Die Wölfe sind da. Nach Schätzungen leben in Niedersachsen etwa 50 bis 70 der Raubtiere in freier Wildbahn. Nur in die Mittelgebirge zwischen Weser und Leine – dem Solling, dem Vogler und dem östlichen Weserbergland – haben sich bislang keine Wölfe verirrt. Und das soll auch so bleiben, jedenfalls wenn es nach dem Rat der Stadt Uslar geht, die am Rande des Sollings liegt. Die Ratsmitglieder haben per Mehrheitsbeschluss gegen den Wolf gestimmt.
Der Initiator des Anti-Wolf-Antrags ist ein Grüner: Ratsherr Volker Ruwisch hält die vom Land Niedersachsen praktizierte „Wolfs-Willkommenskultur“ für riskant und verantwortungslos. Der 56-jährige Wirtschaftswissenschaftler züchtet selbst Rinder. „Die Wölfe sammeln im Wald keine Brombeeren, die brauchen Frischfleisch“, sagt er. Allenfalls einzelne Tiere könne man durch die Region ziehen lassen. Heimisch werden sollten sie aber nicht. Denn bilden sich erst Rudel, „dann laufen die doch in 15 Jahren hier durchs Dorf“.
In seinem Kommunalparlament stößt Ruwisch damit auf Unterstützung. Die Lokalpolitiker bangen um Landwirtschaft und Jagdgewerbe, sehen Wanderer und den gesamten Tourismus in der Region durch umherstreifende Wolfsrudel bedroht.
Bei seinen Parteifreunden ist Ruwisch trotzdem in die Kritik geraten. Der Northeimer Kreisverband der Grünen distanziert sich „entschieden“ von dem Antrag. Die Resolution entspreche „keinesfalls den Einstellungen der Partei zu diesem Thema“. Vielmehr begrüßten die Grünen die Rückkehr des Wolfes „in sein angestammtes Habitat, zu welchem auch der Solling und das Weserbergland gehören“.
Der Naturschutzbund Nabu argumentiert, Wölfe würden nicht angesiedelt, sondern kämen von allein. Ein Zaun um den Solling sei nicht zu realisieren. Im Übrigen würden Wölfe anderswo schon mit Erfolg touristisch vermarktet. Das könne der Solling doch auch tun.
Die Stadt Uslar will sich nun beim Kreis Northeim und dem Land dafür einsetzen, dass eine Ansiedlung von Wolfsrudeln durch „geeignete Maßnahmen“ verhindert wird. Wie die aussehen könnten, weiß Ruwisch nicht. „Das sollen sich andere überlegen.“ Die Resolution sei ein „Signal“. Reimar Paul
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen