: Neue Drogenpolitik könnte Leben retten
SUCHT Aids-Hilfe und Suchtforscher fordern in ihrem Drogenbericht, Cannabis kontrolliert abzugeben
Es gehe nicht um eine generelle Drogenfreigabe, „sondern darum, mehr Kontrolle zu erlangen und Schäden zu reduzieren“, sagte Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung: „Die Bundesregierung verpasst den Einstieg in eine zeitgemäße Drogenpolitik. Wir brauchen eine Strategie, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Vernunft beruht statt auf politischen Tabus.“
Bei den illegalen Drogen führten die Strafverfolgung von Konsumenten und ein Mangel an Hilfsangeboten zu immer mehr Drogentoten.
Während sich global ein Paradigmenwechsel vollziehe, lehne die Bundesregierung selbst eine Überprüfung des Betäubungsmittelgesetzes ab, obwohl es seine Ziele verfehle, erklärte die Deutsche Aids-Hilfe. „Den Konsum verbotener Substanzen verhindert es nicht, der hat im Gegenteil seit Bestehen des Gesetzes kontinuierlich zugenommen.“
Die Herausgeber des Alternativen Berichtes fordern neben der staatlich kontrollierten Drogenabgabe und Drogenkonsumräumen auch, dass das Notfallmedikament Naloxon zur Verfügung gestellt wird. Außerdem verlangen sie eine wissenschaftliche Überprüfung des Betäubungsmittelgesetzes.
Bernd Werse vom Centre for Drug Research der Goethe-Universität Frankfurt sagte, eine staatlich regulierte Abgabe von Cannabis könne dem Verbraucher- und Jugendschutz sehr viel besser gerecht werden als ein krimineller Markt außer Kontrolle. „Milliarden Euro Steuergelder werden jährlich sinnlos für Strafverfolgung verbrannt. Dieses Geld könnte wesentlich sinnvoller für Prävention und Drogenhilfe eingesetzt werden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen