leserinnenbriefe
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Auf die Barrikaden gehen

betr.: „Der Trick mit den 12 Monaten“, taz vom 26. 5. 16

Der Fall wirft jenseits der juristischen Spitzfindigkeiten vor allem politische Fragen auf: Was treibt die Menschen an, für 8,50 Euro arbeiten zu gehen? Wann und wieso sind 355 (!) Mitarbeiter einer städtischen (!) Klinik „outgesourced“ worden?

Und warum ist die Servicegesellschaft eigentlich tariflos? Warum trotzdem kein Bock auf Gewerkschaft? Was sagt Verdi? Und weshalb hilft der Betriebsrat mit, den Mindestlohn zu umgehen? Warum nur lassen die das mit sich machen? Und gehen nicht – wie zum Beispiel die französischen Kollegen – auf die Barrikaden?

Fahrt doch mal hin und fragt nach, würde mich interessieren.

HOLGER THIE, Hamburg

Märchenhaft

betr.: „Ohne Deutsch kein Bleiberecht“, taz vom 26. 5. 16

Ich bedauere es sehr, dass das „Inte­grationsgesetz“ nicht auch auf die deutschen BürgerInnen angewandt werden kann. Wenn all diejenigen das Land verlassen müssten, die weder „fließend Deutsch sprechen“ noch „anspruchsvolle Texte verstehen“, wäre Deutschland weitgehend entvölkert. Vor allem unsere „Smartphone-Jugend“ müssten wir verabschieden. Und die Vision eines derart reduzierten Deutschlands finde ich geradezu märchenhaft schön: sowohl die Boulevardpresse als auch das Privatfernsehen würden von der Bildfläche verschwinden, Politikern wie Herrn Seehofer würde niemand mehr zuhören, das Wort „Neonazi“ fände sich nur noch in einem Fremdwörterlexikon, das Interesse für Literatur, bildende Kunst und Musik würde den Fußball in das ihm gebührende Nischendasein verweisen, und nicht zuletzt: Echte Demokratie wäre möglich.

CHRISTIAN REICH, Oranienburg

Hiroschima

betr.: „It’s hard to say I’m sorry“,taz vom 26. 5. 16

Der Abwurf der Atombombe war ein schreckliches Kriegsverbrechen, und es wäre ein wichtiger und notwendiger Schritt des US-Präsidenten, dies anzuerkennen.

Letztendlich ist dadurch eine Verarbeitung der Thematik möglich, die ein tiefes Trauma hinterlassen hat. Und es wäre bitter nötig, die Atomwaffen abzubauen, denn diese Art von Waffe darf niemals auch nur eine Option darstellen.

Mich schaudert bei dem Gedanken, was eine solche Bewaffnung in den Händen eines US-Präsidenten Trump anrichten könnte . . ., nein, in den Händen egal welches Menschen. Und es entsetzt mich, wie viele ­Beinahekatastrophen bereits ­geschehen sind.

Daher kann eine Lösung nur darin liegen, das Grauen der Atomwaffen anzuerkennen und alles zu tun, um sie aus den Waffenarsenalen der Welt verschwinden zu lassen.

LUKAS KEBEL, Hamburg