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Menschlich beim Masterplan

Kommentar

von Stefan Alberti

Nachhilfe durch McKinsey wurmt Senatorin Dilek Kolat

Sie hätte ganz nüchtern reagieren können. Hätte sagen können, dass es um Hilfe bei Workshops und Daten ging. Doch Integrationssenatorin Dilek Kolat von der SPD reagierte alles andere als nüchtern auf die Frage, wie sie denn im Nachhinein den Anteil der Beratungsfirma McKinsey am jetzt vorgestellten Masterplan für Integration beurteile. Statt darauf zu antworten, verwies sie darauf, dass es darum in der Senatssitzung nicht gegangen sei, und wünschte sich stattdessen detaillierte Fragen zu Inhalten des Masterplans. Erst auf Nachfrage verwies sie auf die genannten Beratungsleistungen. Die Reaktion Kolats spricht von tiefsitzendem Frust, wenn sie auch mehrere Monate nach dem McKinsey-Engagement so ausfällt. Das ist durchaus nachvollziehbar: Wer bekommt schon gern als eigentlich zuständige Behörde von der Senatskanzlei eine Beratungsfirma aufs Auge gedrückt, quasi zum Nachhilfeunterricht? In der Öffentlichkeit stand Kolat zu Jahresbeginn tatsächlich so da, als bekomme sie es selbst nicht auf die Reihe.

Zu ihrem Glück wurde das öffentlich schnell überlagert von zwei anderen Diskussionen: zum einen über die viel kritisierte direkte Vergabe des Beratungsauftrags ohne Ausschreibung, zum anderen über die Rolle des früheren Innenstaatssekretärs Lutz Diwell bei dem McKinsey-Engagement. In Kolats Innerem aber scheint gar nichts überlagert.

Das Dumme für Politiker ist, dass sie meist einer Parteiräson gehorchen müssen. Das heißt: auch dann ein freundliches Gesicht zu den Entscheidungen der Parteikollegen machen müssen, wenn man davon selbst gar nichts hält. Das gilt umso mehr in einem Wahljahr wie diesem, mit inzwischen weniger als vier Monaten bis zur Abgeordnetenhauswahl am18. September. Sich da nun öffentlich zu streiten und zu sagen, dass sei alles gar nicht notwendig gewesen – das geht dann einfach nicht.

Letztlich hat es etwas Menschliches, dass Kolat ihren Ärger dennoch nicht ganz für sich behielt: Denn reine Politroboter in der Regierung – wer will so was schon?

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