Berliner AfD-Politiker will Lager bauen: Wortwahl strittig, Inhalt korrekt
Die Rede eines AfD-Politikers aus Berlin sorgt bundesweit für Aufregung – wirklich distanzieren will sich die Partei aber nicht.
Andreas Wild ist nicht nur stellvertretender Vorsitzender des AfD-Bezirksverbands Steglitz-Zehlendorf und auf Platz 16 der Landesliste der Partei, sondern auch bekennender Fan von Björn Höcke, Fraktionsvorsitzender der AfD in Thüringen und bundesweit als rechter Scharfmacher bekannt. Um dieses Etikett bewirbt sich nun offenbar auch Wild, der für den Berliner Landesverband regelmäßig Busausflüge zu Höcke-Auftritten organisiert: Bei einer Kundgebung in Erfurt am vergangenen Mittwoch forderte er, Flüchtlinge in „vorübergehenden Flüchtlingslagern“ in „spärlich besiedelten Landstrichen Deutschlands“ unterzubringen, zu deren Errichtung man nichts weiter brauche als „Bauholz, Hämmer, Sägen und Nägel“ sowie „ein paar Quadratkilometer Heide“.
Der Deutschlandfunk dokumentierte zentrale Passagen aus Wilds Rede, die daraufhin bundesweit für Empörung sorgten. Nun versucht die AfD zurückzurudern und distanziert sich von der Wortwahl Wilds: „Der Parteifreund Wild hat das metaphorisch gemeint, das waren keine ernst gemeinten Vorschläge“, sagt der Berliner AfD-Sprecher Ronald Gläser am Montag. Gegenüber dem rbb gibt der AfD-Landesvorsitzende an, er selbst würde das „niemals so sagen“. Mit dem Inhalt der Rede Wilds hat die Partei aber offenbar kein Problem: „Es ist richtig, darauf hinzuweisen, dass Armutsmigranten in Deutschland viel zu luxuriös untergebracht werden“, sagt Gläser.
Hakan Taş, innenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, kündigte am Sonntag an, die Äußerungen Wilds strafrechtlich prüfen zu lassen und gegebenenfalls Anzeige zu erstatten.
Wild, der zum rechten Flügel der Partei gehört, hatte schon mehrmals für Aufregung gesorgt: Seine Vermittlungsfirma „Arbeit und Beratung“ rekrutiert auch für Flüchtlingsheime Personal. Bei der Einweihung einer Filiale in Lichtenberg im April soll laut Aktivisten der Kampagne „Nationalismus ist keine Alternative“ ein Mitglied der Neonazi-Kameradschaft Frontbann 24 als Mitarbeiter Wilds vorgestellt worden sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid