Kolumne American Pie: Verzicht für mehr Zuversicht

Dirk Nowitzki lässt sich weniger ausbezahlen, damit seine „Mavs“ bessere Spieler verpflichten. Der 37-Jährige will nicht wie Kobe Bryant enden.

Dirk Nowitzki wirft einen Basketball, ein Gegenspieler der Oklahoma City Thunder versucht, den Wurf zu blocken.

Dirk Nowitzki wirft weiter für die Mavericks – trotz Vertragsauflösung Foto: dpa

Nein, er wird die Dallas Mavericks nicht verlassen, und ja, Kobe Bryant muss weiter um seinen Rekord bangen. Zugegeben, letztlich ist diese Erklärung verwirrend – und trifft doch den Kern der Entscheidung von Dirk Nowitzki, aus seinem laufenden Vertrag bei den Texanern auszusteigen. So hieß es am Montag. „Wir hatten noch ein Jahr Laufzeit, aber ich denke, das ist der richtige Schritt“, erklärte „Dörk“ den Einsatz einer Vertragsklausel.

Es geht um die Zukunftsfähigkeit der so ambitionierten Mannschaft nach dem frühen und deutlichen Playoff-Aus gegen die Oklahoma City Thunder, und Klublegende Nowitzki will helfen – wieder einmal. Das Kalkül: Nowitzki, der im Juni 38 Jahre alt wird und in der kommenden Spielzeit 8,7 Millionen US-Dollar verdient hätte, unterzeichnet einen deutlich niedriger dotierten Kontrakt und macht so Raum unter der Gehaltsobergrenze für Neuverpflichtungen frei.

Seit Jahren versucht das Management um Nelson, den Sohn des langjährigen Mavs-Trainers und einstigen Nowitzki-Förderers Don senior, erneut eine schlagkräftige Truppe um den Flügelspieler mit der Nummer 41 zusammenzustellen – mit überschaubarem Erfolg. Die Meisterschaft 2011 löste keinen erhofften Mavericks-Boom aus.

Mitte der vergangenen Saison dachte man, durch ein Tauschgeschäft mit den Boston Celtics im begnadeten Spielmacher Rajon Rondo endlich das fehlende Puzzleteil gefunden zu haben. Ein gewaltiger Irrtum. Rondo wurde nie heimisch bei den Mavs und lag ständig im Clinch mit Trainer Rick Carlisle.

Dass der umworbene Center DeAndre Jordan im vergangenen Sommer bei den Mavs schon zugesagt hatte, sich nach einem irrsinnigen Wettstreit und Hausbelagerungen dann aber in allerletzter Sekunde doch noch für eine Vertragsverlängerung bei den Los Angeles Clippers entschied, ist eine der skurrilsten Anekdoten der jüngeren NBA-Geschichte.

Fast so treu wie Kobe, aber billiger

Es kam stattdessen Aufbauspieler Wesley Matthews von den Portland Trail Blazers, der aber durch Verletzungspech der Mannschaft nur wenig helfen konnte. Mit einem eher durchschnittlich besetzten Kader war allein die Qualifikation für die diesjährigen Playoffs schon ein Erfolg – und Nowitzki spielte mit knapp 18 Punkten und 6,5 Rebounds pro Spiel ein erneut starkes Jahr.

„Seit der Meisterschaft war für uns immer in der ersten Playoff-Runde Schluss“, erklärt Nowitzki. „Dabei war eigentlich das Ziel, dass wir in meinen letzten Karrierejahren noch mal auf höchstem Level angreifen.“ Durch den Gehaltsverzicht soll es nun klappen.

Der defensivstarke Center Dwight Howard von den Houston Rockets wird bereits als Neuzugang gehandelt und könnte die chronisch schwache Verteidigung stärken. „Ich habe immer gesagt, dass ich meine Karriere in Dallas beenden möchte. Nur einen kompletten Neuaufbau mit jungen Spielern würde ich nicht mehr mitmachen“, betont der 2,13-Meter-Mann zuletzt und fügte an: „Es hat dieses Jahr wieder Spaß gemacht, und ich fühle mich gut.“ Karriereende auf unbestimmte Zeit verschoben. „Dirk ist einfach der beste Spieler der Welt ohne Ego“, schwärmt Nelson.

So könnte Nowitzki den Rekord von Kobe Bryant einstellen. Die jüngst zurückgetretene Liga-Ikone spielte 20 Jahre für die Los Angeles Lakers – kein Akteur der NBA-Historie war treuer. Nowitzki steht aktuell bei 18. Bryant übrigens schloss in seinen letzten Karrierejahren Gehaltsverzichte kategorisch aus – und verpasste mit einem schlecht besetzten Kader zuletzt gleich dreimal in Folge die Playoffs.

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