: „Panama“ kommt auf den Index
ÖFFENTLICHKEIT China ist in den Enthüllungen am häufigsten erwähnt. Die Regierung reagiert mit Zensur
Dabei ist China das Land, das in den Panama-Papieren keineswegs nur am Rande, sondern am häufigsten erwähnt wird. Dem britischen Guardian zufolge, der ebenfalls an der Auswertung der Panama-Papiere beteiligt ist, stammen die meisten Eigentümer der Briefkastenfirmen aus China und Hongkong. Die in Panama ansässige Kanzlei Mossack Fonseca unterhält acht Büros in der Volksrepublik, so viele wie in keinem anderen Land. Und es sind keineswegs nur chinesische Superreiche, die dubiose Briefkastenfirmen in Panama betreiben und auf diese Weise offensichtlich ihr Vermögen verschleiern wollen. Auch Angehörige von chinesischen Spitzenpolitikern sind beteiligt.
„Verwandte von mindestens acht gegenwärtigen oder früheren Mitgliedern des Ständigen Ausschusses des chinesischen Politbüros“ werden in den Papieren erwähnt, heißt es in den Berichten, darunter auch der Schwager von Staats- und Parteichef Xi Jinping. Im Jahr 2012 hatten die Finanznachrichtenagentur Bloomberg und die New York Times schon einmal berichtet, dass Xis Schwager Deng Jiagui über mehrere Hundert Millionen Dollar an Unternehmensbeteiligungen und Vermögenswerten verfügt und sie in Steueroasen versteckt haben soll. Im selben Jahr hatte Xi bei seinem Amtsantritt der Korruption mit einer groß angelegten Kampagne den Kampf angesagt.
Die Mehrheit der Chinesen hatte davon nur wenig erfahren. Chinas Zensur untersagte sämtlichen chinesischen Medien, darüber zu berichten. Vor zwei Jahren hatte das Internationale Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) aus ebenfalls geleakten Dateien dann fast 22.000 Offshore-Firmen von Kunden aus China und Hongkong aufgelistet, mit denen Chinas Reiche ihr Vermögen verschleiern wollten. Unter ihnen fanden sich auch Verwandte von Expräsident Hu Jintao. Auch das wurde in China verschwiegen.
Und auch jetzt ist es chinesischen Medien verboten, über die Enthüllungen zu berichten. Die Zensurbehörden lassen seit Montag sämtliche soziale Medien in China Einträge mit „Panama“ löschen. Lediglich die der Kommunistischen Partei nahe stehende Global Times greift die Enthüllungen in einem Kommentar auf, ohne jedoch die chinesischen Politiker zu erwähnen. Stattdessen mutmaßt die Zeitung, dass hinter der Veröffentlichung der Dokumente eine „mächtige Kraft“ stehe. Geschädigt werden sollten Gegenspieler des Westens wie Wladimir Putin. Felix Lee
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen