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HHLA will sich neu erfinden

Hafenumschlag Hamburgs Logistikkonzern HHLA will sich zweites Standbein als Europa-Logistiker schaffen. Im Hafen ist kaum noch Geld zu verdienen

Intermodaler Verkehr

Die HHLA will verstärkt auf intermodale Aktivitäten setzen. Damit ist im Prinzip eine mehrgliederige Transportkette gemeint:

Ein im Hamburger Hafen vom Schiff gehobener Container mit Waren mit Zielort Nürnberg oder Budapest muss per Bahn, LKW oder Binnenschiff dorthin gebracht werden.

Wer dieser gesamte Transportkette „inter modes“ anbietet, kann pünktliche und rasche Lieferungen anbieten und zugleich durch Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen rentabler arbeiten als wenn etwa mehrere Speditionen zu koordinieren sind.

Mit dem Warenumschlag im Hafen ist kaum noch gutes Geld zu verdienen, und Besserung ist nach sieben Jahren Krise in der Schifffahrt nicht in Sicht: „Der Containerumschlag wird auf absehbare Zeit seine Dynamik nicht wieder gewinnen“, sagt Klaus-Dieter Peters, Vorstandschef der Hamburger Hafen-und Logistik AG (HHLA). Und deshalb setzt der größte Hafenlogistiker Hamburgs auf einen Strukturwandel hin zu „einem führenden europäischen Hafen- und Transportlogistikkonzern“. Das kündigte Peters am Mittwoch bei der Vorstellung der Bilanz 2015 an.

Die HHLA will „als strategische Antwort“ auf den sinkenden Containerumschlag ihren Konzernbereich Intermodal (siehe Kasten) massiv ausbauen. Schon jetzt sorgt diese firmeneigene Transportkette für mehr als ein Drittel des Konzerngewinns, 53 Prozent der Investitionen fließen in Umschlagterminals, Lokomotiven und Waggons. Die HHLA betreibt mittlerweile 13 Bahn-Terminals, überwiegend in Mittel- und Osteuropa, und besitzt mehr als 50 eigene Lokomotiven und 2.500 Waggons. Jede Woche verteilen 350 HHLA-Güterzüge Waren in Mittel-, Ost- und Südeuropa bis hin nach Istanbul.

Dieses Geschäft ist hochprofitabel. 2015 erhöhte sich der Umsatz des Segmentes um 3,6 Prozent, der Gewinn vor Steuern und Zinsen verdoppelte sich auf 55 Millionen Euro. Das milderte die Verluste im bisherigen Kerngeschäft ab. Der Containerumschlag ging um 12,3 Prozent auf 6,5 Millionen Standardcontainer (TEU) zurück. Peters führte das vor allem die Einbrüche im Handel mit China (-17,8 Prozent) und Russland (-36,1 Prozent) zurück. „Der Containerumschlag ist deutlich unter den Erwartungen geblieben“, sagte der HHLA-Chef gestern. „Es war insgesamt ein sehr enttäuschendes Jahr für die europäische Hafenwirtschaft.“

Und dennoch zahlt der Konzern eine höhere Dividende aufgrund von Wechselkursgewinnen sowie Steuergewinnen im Ausland. 46 Millionen Euro sollen an die Aktionäre ausgeschüttet werden, 5,5 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Die Stadt Hamburg, mit 68 Prozent größter Anteilseigner, darf sich auf mehr als 31 Millionen Euro freuen. Sven-Michael Veit

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