: Hamburg lässt den Volleyball fallen
RANDSPORTART In der reichen Stadt, die sich bis vor Kurzem anheischig machte, Olympische Spiele auszutragen, findet sich kein Sponsor. Für die Zweite Liga fehlen dem VT Hamburg 120.000 Euro
Bundesliga-Volleyball in Hamburg? Das war einmal! Seit dem vergangenen Freitag um 17 Uhr steht fest, dass die Hansestadt in jener Sportart zumindest fürs Erste nicht mehr auf bestem nationalen Niveau vertreten sein wird. Nach 15 Jahren hintereinander in der höchsten Spielklasse ist für die Frauen vom VT Aurubis Hamburg dort jetzt Schluss.
Die Verantwortlichen des Fischbeker Vereins haben die Konsequenzen aus der ausbleibenden wirtschaftlichen Unterstützung gezogen und keinen Lizenzantrag für die Saison 2016/17 gestellt. „Alle Beteiligten hatten bis zum Schluss gehofft, die erforderliche finanzielle Unterstützung zur Fortführung des Spielbetriebs in der Volleyball Bundesliga zu erhalten“, hieß es in einer Mitteilung. „Nach deren Ausbleiben mussten die Verantwortlichen in der TV Fischbek Sportmarketing GmbH kaufmännisch korrekt handeln.“ Die Lücke, die der langjährige Hauptsponsor und Namensgeber – die Kupferhütte Aurubis – hinterließ, habe nicht geschlossen werden können.
Nur mit einem Etat von mindestens 600.000 Euro wollte die VT-Führung um die beiden Präsidenten Horst Lüders und Volker Stuhrmann in die kommende Bundesligasaison gehen. Dies wurde als Mindestvoraussetzung dafür angesehen, um ein konkurrenzfähiges Frauenteam aufbauen zu können. Letztlich fehlten dafür 370.000 Euro.
Dass mit dem Ablauf der Frist am Freitag um 17 Uhr nun doch noch nicht alles vorbei ist, verdankt sich der Tatsache, dass die VT-Führung offensichtlich nicht ganz so firm gewesen ist im Umgang mit den Modalitäten des Lizenzierungsverfahren der Volleyball Bundesliga (VBL).
Anders als gedacht hat der Verein noch bis zum 2. Mai Zeit für einen Antrag auf Lizenzerteilung in der Zweiten Liga. „Diese Erkenntnis ist neu und beschert uns mehr Zeit“, sagt Stuhrmann. „Es ist eine Chance – wir greifen nach jedem Strohhalm.“
Für den angepeilten Zweitliga-Etat von 250.000 Euro fehlen allerdings ebenfalls noch 120.000 Euro. Und es stellt sich die Frage, warum es jetzt noch gelingen sollte, Sponsoren zu akquirieren, wenn die Vereinsführung dies in den mehr als zwei Jahren seit dem angekündigten Ausstieg des Hauptsponsors nicht gelungen ist.
Und so wird es wohl weniger auf ein „Wunder an der Süderelbe“ und eine Chance auf Konsolidierung in der Zweiten Liga hinauslaufen als vielmehr auf einen Abschied auf Raten – zuerst geht die Chance auf den Verbleib in der Bundesliga dahin, einen Monat später jene auf den Start in der Zweiten Liga. Und nach dem Verständnis von Stuhrmann wäre es dann vorbei mit ambitioniertem Frauenvolleyball beim TV Fischbek.
„Es gab immer nur drei Konzepte: Bundesliga, Zweite Liga oder Liquidation“, sagt der 67-Jährige. Sollte es zur Liquidation der GmbH kommen, wäre Schluss. „Dann gibt es keinen Volleyball mehr in der Region Fischbek“, sagt Stuhrmann. „Das ist brutal. Wir verschwinden völlig von der Bildfläche.“ Es wird wohl wegen einer eher kleinen finanziellen Lücke von 120.000 Euro dazu kommen. GÖR
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