: Deutschpflicht hilft nicht
INTEGRATION Menschen in Kurse zu zwingen, schmälert den Lernerfolg, sagt Forscherin
Deutschkurse für Flüchtlinge zur Pflicht zu machen, ist nach Einschätzung der Osnabrücker Sprachwissenschaftlerin Angela Grimm wenig aussichtsreich. Dadurch könne eine Abwehrhaltung entstehen, so die Professorin des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien. Wie erfolgreich Menschen eine neue Sprache lernen, hänge vor allem mit ihrer Motivation zusammen.
„Wir müssen die Motivation der Menschen zu fassen kriegen“, sagte Grimm. Dazu bräuchten die Flüchtlinge und Migranten eine Perspektive für ihre Zukunft, wie etwa die Möglichkeit zu arbeiten. Diese fehle aber derzeit vielen. Aber auch eine Arbeitsstelle allein reiche oftmals nicht aus, um erfolgreich Deutsch zu lernen, wie etwa das Beispiel der Gastarbeiter in den 1960er-Jahren zeige.
Während Kinder relativ mühelos neue Sprachen „aufsaugen“ könnten, falle Erwachsenen das schwerer. Zwar kämen alle Menschen mit der Fähigkeit zur Welt, mehrere Sprachen zu lernen. Diese Fähigkeit gehe ab dem fünften Lebensjahr aber immer mehr verloren. „Je älter ein Lerner wird, desto wichtiger werden Faktoren wie Intelligenz, Talent und die eigene Motivation.“
Den Neuankömmlingen sollten nicht nur ihre Möglichkeiten im „Wirrwarr von Bildungsinstitutionen“ erklärt werden. Es müssten ihnen ganz konkrete Beispiele des Lebens wie etwa der Berufsalltag in Deutschland gezeigt werden. So lasse sich erklären, was mit den Berufen an Rechten, aber auch an Pflichten wie beispielsweise gute Deutschkenntnisse oder Pünktlichkeit verbunden sei.
Die neue Sprache zu lernen, sei der Schlüssel zur Integration: „Wenn man Anschluss in der Gesellschaft sucht, geht es nicht ohne Deutsch.“ Hilfreich könne es auch sein, Menschen mit ähnlichem Hintergrund einzubeziehen. (epd)
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