Wahl im Südwesten und Sachsen-Anhalt: Grüne gewinnen Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg werden die Grünen stärkste Kraft, in Rheinland-Pfalz liegt die SPD vor der CDU, und überall profitiert die AfD.
Am Sonntag wurden in den drei Bundesländern neue Landtage gewählt. Die Ergebnisse in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt werden die deutsche Parteienlandschaft umkrempeln und auch den Kurs der Parteien im Bund beeinflussen. Wegen der Stärke der AfD werden beispielsweise Bündnisse wie Schwarz-Gelb oder Rot-Grün unmöglich, Koalitionsklassiker also, die in der Vergangenheit häufig vorkamen.
In Baden-Württemberg gelang den Grünen und ihrem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann ein historischer Erfolg. Die Ökopartei legte deutlich zu und fuhr gut 32 Prozent der Stimmen ein. Bei der Wahl 2011 hatten sie gut 24 Prozent geholt. Damals galt dies als Sensation. Damit überholten die Grünen im Südwesten die CDU, die nur auf gut 27 Prozent kam. Die Christdemokraten verloren im Vergleich zu 2011 fast 12 Prozentpunkte und sackten auf ein historisches Tief ab.
Die Grünen errangen damit in Baden-Württemberg zum zweiten Mal in Folge einen spektakulären Sieg. Sie liegen erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik vor CDU und SPD, den Volksparteien. Die Ökopartei hatte den Christdemokraten vor fünf Jahren das Amt des Regierungschefs abgenommen, nachdem die CDU das Land fast 60 Jahre lang regiert hatte. Die SPD musste wie die CDU dramatische Verluste hinnehmen. Die Sozialdemokraten schafften in Baden-Württemberg nur noch 13 Prozent und rutschten um 10 Prozentpunkte ab. Die SPD lag nur noch knapp vor der AfD (gut 12 Prozent). Die FDP wird mit 8 Prozent erneut im Stuttgarter Landtag sitzen. Die Linke scheiterte an der 5-Prozent-Hürde.
Empfohlener externer Inhalt
Grün-Rot ist abgewählt
Nun sind mehrere Koalitionen möglich. Grün-Schwarz hätte eine Mehrheit der Mandate. Aber auch Dreierbündnisse aus Grünen, CDU, SPD und FDP sind möglich. Für eine Fortsetzung der grün-roten Koalition reicht es nach ersten Prognosen nicht.
In Rheinland-Pfalz entschied Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) den Zweikampf gegen CDU-Herausfordererin Julia Klöckner für sich. Die SPD bekam gut 37 Prozent der Stimmen, die CDU lag mit 33 Prozent klar dahinter. Die Grünen, die 2011 nach der Atomkatastrophe in Fukushima ein Ergebnis von gut 15 Prozent erreicht hatten, sackten auf 5 Prozent ab. Ihr Einzug ins Parlament wackelt. Die FDP schaffte mit fast 7 Prozent den Einzug in den Landtag in Mainz, während die Linkspartei mit 3 Prozent an der 5-Prozent-Hürde scheiterte. Die AfD kam auf 10 Prozent.
Empfohlener externer Inhalt
Dreyer und Klöckner hatten sich in Rheinland-Pfalz in Umfragen bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Die SPD hatte zuvor einen deutlichen Rückstand auf die CDU aufgeholt. Dreyer könnte jetzt in einer Großen Koalition regieren. Denkbar wäre auch eine Ampel mit Grünen und FDP.
Deutlich fiel der Triumph der Rechtspopulisten in Sachsen-Anhalt aus. Dort schaffte die AfD nach den ersten Prognosen auf Anhieb auf gut 21 Prozent. Damit ließ sie die SPD klar hinter sich (12 Prozent), die böse Verluste hinnehmen musste. Auch die Linkspartei, die deutlich verlor, landete mit gut 16 Prozent hinter der AfD. Die CDU, die mit Reiner Haseloff den Ministerpräsidenten stellt, schaffte gut 30 Prozent – ein ähnliches Ergebnis fuhren die Christdemokraten auch 2011 ein. Die FDP kam auf 5 Prozent, konnte es also nach den Prognosen knapp in den Landtag schaffen. Gleichauf lagen die Grünen.
Empfohlener externer Inhalt
In allen drei Ländern zeichnete sich eine rege Wahlbeteiligung ab. Bis zum frühen Sonntagnachmittag stimmten mehr Wähler ab als vor fünf Jahren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies