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Der Preis der niedrigen Preise

EINKAUFEN III Landwirte planen Proteste gegen zu billige Lebensmittel. Doch die Folgen sind nicht nur in Deutschland ein Problem

BERLIN dpa/taz | Mit einem bundesweiten Aktionstag wollen Bauern am heutigen Mittwoch gegen niedrige Preise für Lebensmittel protestieren. „Wir wollen den Verbraucher informieren, dass von seinem Geld, das er an der Ladentheke ausgibt, der große Anteil nicht bei den Bauernfamilien ankommt“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied. Kunden sollten zugleich animiert werden, „dass sie bereit sind, ein bisschen mehr auszugeben, um die deutsche Landwirtschaft zu unterstützen“.

Der Gewinn der deutschen Landwirte war im vergangenen Wirtschaftsjahr 2014/15 im Schnitt um 35 Prozent eingebrochen. Ursache dafür sind unter anderem die Weltmarktpreise für zahlreiche Produkte, die seit Monaten im Keller sind. Hinzu kommt ein Importstopp Russlands als Reaktion auf EU-Sanktionen wegen der Ukrainekrise.

Doch die Folgen von niedrigen Lebensmittelpreisen bekommen längst nicht nur hiesige Landwirte zu spüren. So führt die Christliche Initiative Romero in einer Studie vom vergangenen Jahr etwa das Beispiel Orangensaft an, wo drei Großkonzerne den Markt unter sich aufgeteilt hätten – mit entsprechenden Folgen für Arbeits- und Anbaubedingungen.

Die Auswirkungen zeigten sich etwa in Brasilien, woher etwa die Hälfte des weltweit konsumierten Orangensafts komme. Pestizide würden versprüht, noch während Arbeiter auf der Plantage sind, und die Beschäftigten erpresst: Entweder sie müssten ihr Land verkaufen oder der Safthersteller nehme ihnen keine Orangen mehr ab.

Zudem hätten die Konzerne dank ihrer Marktmacht den Einkaufspreis für die Früchte mittlerweile unter den Produktionspreis gedrückt.

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