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Sawtschenkos Verurteilung geht ihren Weg

Russland Richter beginnt mit der Urteilsverkündung gegen die ukrainische Pilotin Nadija Sawtschenko

KIEW taz | Eine Person blieb sitzen, als Richter Leonid Stepanenko im Stadtgericht der russischen knapp 50.000-Einwohner-Stadt Donezk zu seiner zweitägigen Urteilsverkündung ansetzte: die wegen Mordes an zwei russischen Journalisten angeklagte ukrainische Kampfpilotin Nadija Sawtschenko.

Nadija Sawtschenko, so Stepanenko, habe am 17. Juni 2014 in der Nähe von Luhansk „aus Hass und Feindschaft Korneljuk und Woloschin in gemeinsamer Tat mit einer Gruppe von Personen und nach vorheriger Absprache ermordet“. Außerdem habe Sawtschenko die russisch-ukrainische Grenze illegal übertreten. Zuvor hatte der Staatsanwalt am 2. März eine Haftstrafe von 23 Jahren für die Ukrainerin gefordert. Die Verteidigung ist von der Unschuld der Angeklagten überzeugt. Ihre Mandantin, so die Verteidigung, sei bereits vor den Schüssen auf die russischen Journalisten in Gefangenschaft geraten. Gutachten, die diese Sicht der Verteidigung untermauert hatten, waren jedoch vom Gericht in Donezk nicht zugelassen worden.

Zur Urteilsverkündung waren zahlreiche Politiker und Prozessbeobachter aus der Ukraine angereist, darunter auch die Schwester der Angeklagten, Wera Sawtschenko. Die ukrainische Parlamentsabgeordnete Irina Geraschtschenko musste jedoch an der Grenze wieder umkehren. Die russischen Grenzschützer hatten sie zur unerwünschten Person erklärt und sie mit einer Einreisesperre von fünf Jahren belegt.

Als die ukrainischen Prozessbesucher am gestrigen Montag nach der Mittagspause wieder den Gerichtssaal betreten wollten, wurde ihnen der Einlass verwehrt. Unterdessen hatten vor dem Gerichtsgebäude zwei Dutzend Befürworter einer harten Verurteilung von Sawtschenko an die getötetenrussischen Journalisten erinnert.

Sawtschenko geht davon aus, dass das Gericht der Forderung der Staatsanwaltschaft folgen wird. Für den Fall einer Verurteilung drohte sie an, in einen verschärften Hungerstreik zu treten. Gleichzeitig schloss sie eine Berufungsklage oder ein Gnadengesuch kategorisch aus.

Sawtschenkos Schwester Wera kündigte an, im Falle eines Hungerstreiks von Nadija in der Nähe des Gefängnisses zu bleiben. Doch auch Wera Sawtschenko drohen Schwierigkeiten mit der russischen Justiz. Ein Gericht im tschetschenischen Grosny hat ein Verfahren gegen die Ukrainerin eingeleitet. Man wirft ihr vor, sich bei einer Gerichtsverhandlung in Grosny dem Gericht gegenüber beleidigend verhalten zu haben.

Beobachter gehen davon aus, dass sich das Gericht an diesem Dienstag der Forderung der Staatsanwaltschaft nach einer hohen Freiheitsstrafe weitgehend anschließen wird. Und dann, so ukrainische Medien, werde das Tauziehen um eine Rückkehr der Pilotin beginnen.

Für den Fall einer baldigen Rückkehr in die Ukraine sagen ukrainische Medien Sawtschenko eine glänzende politische Karriere voraus. Sie war schon während ihrer Haft in Russland zur Abgeordneten der Partei „Vaterland“ gewählt worden und könnte schon bald der Parteivorsitzenden Julia Timoschenko die Show stehlen und sogar Petro Poroschenko das Amt des Präsidenten streitig machen. Bernhard Clasen

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