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Erneut Anschlag auf Palästinenser in Duma

WESTJORDANLAND Ein Zeuge im Prozess gegen jüdische Extremisten erlitt eine Rauchvergiftung

Der erste Anschlag gilt mit als ein Grund für die Gewaltwelle

JERUSALEMtaz| Déjà-vu in Duma. Acht Monate, nachdem jüdische Extremisten das Haus der Familie Dawabscheh in Brand gesteckt haben, brannte es am Sonntag früh erneut in dem Dorf. Ziel der Attentäter, die unerkannt entkamen, war Ibrahim Dawabscheh, Hauptzeuge in dem Prozess gegen die Attentäter vom Juli 2015. Drei Menschen kamen damals ums Leben. Der nur 18 Monate alte Ali starb noch im Haus der Familie, seine Eltern erlagen wenige Wochen nach dem Anschlag ihren Brandverletzungen. Ibrahim Dawabscheh und seine Frau trugen bei dem gestrigen Anschlag Rauchvergiftungen davon.

Der Anschlag vor acht Monaten gilt mit als ein Grund für die aktuelle Gewaltwelle, die seit September letzten Jahres 30 Israelis und gut 200 Palästinenser das Leben kostete. Fast ein halbes Jahr dauerte es, bevor der Prozess im Duma-Fall begann. Hauptverdächtiger ist der 23-jährige Meir Ettinger, Enkel des 1990 ermordeten radikalen Rabbiners Meir Kahane. Ettinger gehört zu einem Kreis ultraradikaler orthodoxer Juden, die mit Gewalttaten das Chaos herbeiführen wollen und den Sturz der Regierung, um einen jüdischen Gottesstaat zu errichten.

Im Verlauf des Prozesses kam es bereits zu Auseinandersetzungen vor dem Gericht zwischen Angehörigen der Opfer und des Hauptverdächtigen. Der einzige Überlebende des Anschlags ist der inzwischen fünfjährige Achmad Dawabscheh.

Nach Informationen der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan bestehen eine Reihe von Übereinstimmungen zwischen den beiden Brandanschlägen. „Die Art des Angriffs, Zeitpunkt und die Art der Brandbombe deutet darauf, dass die Täter israelische Siedler waren“, zitiert Maan einen Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde. Saib Erekat, Generalsekretär der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) macht die israelische Regierung „für die Verbrechen in Duma“ verantwortlich und kritisiert die Tatsache, dass es bis heute nicht gelungen ist, „die zu überführen, die Saad, Riham und Ali Dawabscheh ermordet haben“. Susanne Knaul

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