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Papa des Pudel

Clubmacher Ralf Köster macht Musikabende für den ungekämmten Teil der Bevölkerung

Das war der Pudel (im Sommer 2012): Ralf Köster hinter dem Tresen, der Bart ist inzwischen länger (oben); die legendären Klos, noch ohne Gäste (unten); rechts von oben: Blick nach draußen, DJ-Pult, Effektmaschine, Herz-Graffiti   Foto: Fotos (6): Pelle Buys

„Am besten ist es, wenn wir selbst geschockt sind“, sagte Ralf Köster einmal über die Sonntagabende im Pudel Club. Seit Anfang der 1990er-Jahre veranstaltet er unter dem Namen „Musik Fetischisten Ohren Charakter“ (MFOC) Auflege-Abende. Ab Mitte der 1990er wurden sie im Pudel heimisch. Und entfalteten an diesem Ort ihren Charakter als eine Überraschungstüte mit zwar klaren Grundierungen in elektronischer Musik, die aber ansonsten unter dem Radar der gängigen Erwartungsökonomie operiert.

Köster bezeichnet sich selbst als„zahnloses Monster mit Bart“
Über den Papa des Pudel Ralf Köster hat man womöglich noch nie gehört, den Namen Rüftata 110 aber auch nicht. Überrascht ist allerdings niemand, wenn sich hinter diesen, mit dem Pudel eng verbundenen Namen eine schöne Aussteiger-Biografie abzeichnet

Mit anderen Worten: Ob es tanzbar wird oder sich die Beine verknoten, ob irgendwas im Hintergrund blubbert oder man zu der Überzeugung gelangt, dass etwas an der Technik nicht stimmt, ob es am Ende des Wochenendes müde zugeht oder die Dinge aus dem Ruder laufen, weil der Begriff Wochenende nicht bekannt ist, ob (wie lange Jahre) nur ein Plattenspieler existiert oder es einen zweiten gibt, der aber gerade kaputt ist: „Programm“.

Zu den Markenzeichen von Subkultur gehört, dass Außenstehende sich nur ungefähr annähern können. Den Namen Ralf Köster hat man womöglich noch nie gehört, den Namen Rüftata 110 aber auch nicht. Überrascht ist allerdings niemand, wenn sich hinter diesen, mit dem Pudel eng verbundenen Namen eine schöne Aussteiger-Biografie abzeichnet. In ihrem Mittelpunkt steht die Möglichkeit, dem bürgerlichen Lebensentwurf – zum Beispiel als gut dotierter Friseur – zu entsagen und einen neuen Weg einzuschlagen – zum Beispiel als einer der ersten, die hierzulande zur Verbreitung von Ambient gesorgt haben.

Und das alles geht, weil es Nischen wie den Club an der Elbe gibt, in denen man zur „Allzweckwaffe“ reifen kann, so die Elektrozeitschrift De:Bug. In diesem Sinne nannte De:Bug Köster vor einigen Jahren auch noch „Hausmeister, Öffentlichkeits- und Sozialarbeiter“ des Pudel Club, und vergaß das „Booker“ nicht – dafür aber das „DJ“, womit man eventuell wieder bei den Geheimnissen der Subkultur wäre. In diesem Fall gehört dazu noch ein ausgeprägtes Understatement, mit dem Köster sich selbst als „zahnloses Monster mit Bart“ bezeichnet, das aussieht „wie der Weihnachtsmann auf Acid“.

Nun sind die Zeiten für das Anti-Establishment und seine Nischen schwierig geworden und der Brand im Pudel hat die Verletzlichkeit des Systems noch einmal unterstrichen. Aber man darf wohl gleichzeitig sicher sein: Wenn Ralf Köster in einer ersten Reaktion das aktuelle Dilemma auf die Formel „Hamburg weint“ gebracht hat, dann ist weiterhin nur der ungekämmte Teil gemeint und angesprochen. Der Rest bleibt ein bisschen egal. Nils Schuhmacher

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