: Strafanzeigen gegen German Pellets
Insolvenz Anleger werfen dem Management des Holzpelletherstellers Kapitalanlagebetrug vor
Die Staatsanwaltschaft rechnet mit zahlreichen weiteren Klagen aus dem Kreis der rund 12.000 Anleger, auch weil eine Strafanzeige kostengünstiger ist als eine zivilrechtliche Klage. Ihre zivilrechtlichen Ansprüche können die Anleger im Rahmen eines sogenannten Adhäsionsverfahrens auch im Strafprozess geltend machen.
Fraglich ist aber, ob bei der Firma noch etwas zu holen sein wird. Anleger hatten dem Unternehmen in den letzten Jahren mehr als 200 Millionen Euro geliehen, indem sie Anleihen und Genussscheine erwarben. Das Unternehmen warb mit Zinsen von bis zu 8 Prozent jährlich und präsentierte sich – die Größe sollte die Sicherheit der Anlage widerspiegeln – als „einer der größten Hersteller und Anbieter von Holzpellets weltweit“.
Doch dann kam Mitte Januar der Einbruch. Plötzlich verloren die Papiere an der Börse zwei Drittel ihres Wertes, während die Firma noch behauptete, sie sehe dafür „keine nachvollziehbaren Gründe“. Doch schon wenig später ließen sich die Probleme nicht mehr vertuschen, am 10. Februar musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Aktuell notieren die Papiere noch zwischen 1 und 2 Prozent ihres Nennwerts. Es rechnet also niemand mehr damit, dass German Pellets noch über nennenswerte Substanz verfügt.
Laut jüngsten Medienberichten gehen die US-Investmentbank Houlihan Lokey sowie die Anwaltskanzlei CMS Hasche Sigle in einer ersten Analyse von einer Insolvenzquote für die Anleihen von lediglich 0,4 Prozent aus. Die Eigner der Genussscheine dürften sogar komplett leer ausgehen, weil ihre Forderungen nachrangig sind.
Die Staatsanwaltschaft wie auch die Insolvenzverwalter stehen vor umfangreichen Verfahren, weil die Struktur der German Pellets GmbH sehr komplex ist. Sie verfügt über 26 Tochtergesellschaften und hält Anteile an 9 weiteren. Zu den bekanntesten Töchtern zählt der Pellethändler Firestixx aus Essenbach bei Landshut, der im Februar einen Insolvenzantrag stellte. Bernward Janzing
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