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Schweinefleischpflicht für Kantinen und Kitas?

Ernährung Nord-CDU kämpft für mehr Eisbein – und braucht für den Spott nicht zu sorgen

KIEL dpa | Schweinefleisch soll fester Bestandteil in öffentlichen Kantinen sein – mit diesem Vorstoß sorgt die CDU in Schleswig-Holstein für Aufsehen. „Die Landesregierung werde aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass Schweinefleisch auch weiterhin im Nahrungsmittelangebot von öffentlichen Kantinen und in Kitas und Schulen erhalten bleibe, heißt es in einem Antrag der Fraktion für die Landtagssitzung in der nächsten Woche. „Der Minderheitenschutz – auch aus religiösen Gründen – darf nicht dazu führen, dass eine Mehrheit aus falsch verstandener Rücksichtnahme in ihrer freien Entscheidung überstimmt wird“, begründet die CDU ihren Vorstoß. Muslime essen aus Glaubensgründen kein Schweinefleisch, auch manche Juden verzichten darauf.

„Immer mehr Kantinen, Kitas und Schulen nehmen Schweinefleisch aus ihrem Angebot, um auf religiöse Gebräuche Rücksicht zu nehmen“, behauptet CDU-Fraktionschef Daniel Günther. Seine Partei halte das für falsch. „Wir setzen auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Dazu gehört in unserer Kultur auch der Verzehr von Schweinefleisch“, sagte Günther. „Niemand soll dazu verpflichtet werden. Wir wollen aber auch nicht, dass die Mehrheit deshalb auf Schweinefleisch verzichten muss.“

SPD, FDP und Grüne reagierten mit Spott oder Unverständnis. „Nein, es ist nicht der 1. April“, schrieb der Grünen-Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz. Seine Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt meinte: „#CDU fordert Integrationspflicht für Vegetarier.“ Ralf Stegner, SPD-Bundesvize und Landesparteichef im Norden, spottete: „Nord-CDU kämpft für Sie! #Schweinefleischoffensive.“

Und FDP-Parteichef Christian Lindner twitterte: „Erst #Veggieday, jetzt #Schweinefleischpflicht. Verrückte Idee: wie wäre es, wenn einfach jeder selbst entscheidet was er isst?“

Für die Landesregierung nahm Landwirtschaftsminister Robert Habeck Stellung: „Staatlichen Handlungsbedarf kann ich nicht erkennen. Und schon gar nicht teile ich die Verkürzung unserer grundgesetzlichen Werte auf die Pflicht, Kotelett oder Hack zu essen.“

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