Verlagsmitarbeiter im TV vorgeführt

Hongkong Vier in China festgehaltene Hongkonger Buchhändler gestehen „illegalen Buchhandel“

HONGKONG afp/taz | Vier in der Volksrepublik China festgehaltene Mitarbeiter eines chinakritischen Verlags aus Hongkong haben im Fernsehen zugegeben, Bücher "illegal" auf das Festland geschmuggelt zu haben. Der Verlagsmitarbeiter Gui Minhai sagte am späten Sonntagabend im pekingnahen Hongkonger Privatsender Phoenix TV, sie hätten Wege gesucht, Chinas offizielle Kontrollen zu umgehen.

Gui, der die schwedische Staatsbürgerschaft besitzt, war schon im Januar in Chinas Staatsfernsehen vorgeführt worden. Dabei gestand er, vor elf Jahren einen schweren Verkehrsunfall verursacht zu haben. Seine drei Kollegen beim Verlag Mighty Current, Cheung Chi Ping, Lui Por and Lam Wing Kee, gaben ihm jetzt die Schuld für den Buchschmuggel.

Die drei waren zuletzt in südchinesischen Städten gesehen worden, Gui selbst kehrte von einer Reise nach Thailand nicht zurück. Alle vier galten seit Oktober als vermisst.

Keine Nachrichten gab es zunächst vom fünften verschwundenen Verlagsmitarbeiter. Der Brite Lee Bo verschwand Ende Dezember vermutlich direkt aus Hongkong. Im Januar teilte die chinesische Polizei mit, Lee befinde sich in der Volksrepublik und unterstütze laufende, ungenannte Ermittlungen als "Zeuge". Die Hongkonger Polizei konnte ihn laut der in der Stadt erscheinenden South China Morning Post am Montag erstmals auf dem Festland treffen. Er verweigerte aber die Zusammenarbeit mit Hongkongs Behörden.

Peking garantiert der früheren britischen Kolonie bis 2047 einen Autonomiestatus nach dem Prinzip "Ein Land, zwei Systeme". Chinas Sicherheitskräfte haben demnach kein Recht, in Hongkong zu agieren. Die Verlagsmitarbeiter, die nicht gegen Hongkongs Gesetze verstoßen haben, sind mutmaßlich von Agenten Pekings bei China-Besuchen festgesetzt oder aus Thailand oder Hongkong nach China verschleppt worden. han