: Scheeres bleibt cool
LEHRERMANGELDie Bildungssenatorin antwortet gelassen auf den Grünen-Antrag, die Zahl der Studienplätze für Grundschullehrkräfte „dringend“ zu erhöhen: Nicht vor 2018
von Anna Klöpper
Nein, unter Druck setzen lässt sich die Bildungssenatorin nicht. Sie werde die bestehenden Hochschulverträge über die Ausbildungsplatzkapazitäten für Lehrkräfte nicht vorzeitig „aufmachen“, sagte Sandra Scheeres (SPD) am Donnerstag im Bildungsausschuss des Abgeordnetenhauses kühl. Das hatte ein Antrag der Grünen-Fraktion gefordert. Will heißen: Vor 2018 wird sich an der Tatsache, dass rund 300 Studienplätzen für angehende GrundschulpädagogInnen ein Bedarf von rund 1.000 Fachkräften gegenübersteht, nichts ändern.
Stattdessen, betonte Scheeres am Donnerstag erneut, wolle sich die Bildungsverwaltung verstärkt um Pensionäre und SekundarschullehrerInnen bemühen, um die Lücken im System zu stopfen. Zudem sollen Quereinsteiger nun grundsätzlich unbefristet eingestellt werden – bisher mussten sie dafür ein Mangelfach wie etwa Musik studiert haben. Die Lehrergewerkschaft GEW „begrüßte“ zwar bereits grundsätzlich die Maßnahmen. „Aber gerade die Debatte um die Pensionäre ist eigentlich eine Scheindebatte“, warnte die GEW-Berlin Vorsitzende Doreen Siebernik am Rande der Ausschusssitzung. Schon jetzt könnten sich Pensionäre als Vertretungslehrer in einer Datei registrieren lassen, „und darüber hinaus sehen wir da kaum Mobilisierungspotenzial“.
Die Diskussion um die fehlenden Ausbildungsplätze – eigentlich ein Dauerthema – hatte zur jüngsten Einstellungsrunde Anfang Februar an Schärfe gewonnen. Zwar betonte die Senatsbildungsverwaltung, dass man alle offenen Stellen, davon 350 an Grundschulen, besetzt habe. Doch offenbar kaum mit „eigenem“ Nachwuchs: Neben Fachkräften aus anderen Bundesländern kommen nach GEW-Angaben 81 QuereinsteigerInnen und 143 StudienrätInnen, die nicht für die Arbeit an Grundschulen ausgebildet sind.
Die Grünen wetterten prompt über den „hausgemachten Lehrermangel“, weil die wachsende Stadt und die geringen Ausbildungsplatzkapazitäten seit Langem abzusehen gewesen seien. Zahlreiche Medien schrieben, Scheeres werde „offen angezählt“.
Doreen Siebernik, GEW Berlin
Im Abgeordnetenhaus setzte sich die Senatorin zur Wehr: Man verhandele ja bereits mit den Hochschulen über eine Verdopplung der Ausbildungsplatzkapazitäten. Allerdings ließ sie weiterhin offen, ob man ab 2018 ein spezielles Kontingent an Studienplätzen für Grundschulpädagogik festschreiben will – auch das ist eine Grünen-Forderung
Ein letzter Punkt im Grünen-Forderungskatalog war am Donnerstag die vergleichsweise schlechte Bezahlung der Grundschullehrkräfte. Sie verdienen im Schnitt einige hundert Euro weniger als ihre KollegInnen an Sekundarschulen. Da ist man ganz bei der GEW, die im März erneut für eine Gehaltserhöhung streiken will. Bliebe die Frage, wie der SPD-Abgeordnete Lars Oberg bemerkte, was es nützt, wenn man mit einem höheren Gehalt potenzielle Fachkräfte ködern will – aber eigentlich gar keine Studienplätze für sie hat.
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