: Die Kinofürstin
REIHE Nicht ohne Alfred Hitchcock: Das Hamburger „Metropolis“ zeigt Filme mit Grace Kelly
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Bei einem Picknick wird kaltes Huhn gereicht. Sie: „Möchten Sie ein Bein oder eine Brust?“ – Er: „Sie treffen die Wahl.“ – Sie: „Sagen Sie mir, wie lang ist es her?“ – Er: „Was ?“ – Sie: „Seit Sie das letzte Mal in Amerika waren.“ In „Über den Dächern von Nizza“ – zu sehen nun am 13., 15. und 17. März im Hamburger „Metropolis“-Kino – ging Alfred Hitchcock 1955 an die Grenze dessen, was die Zensur erlaubte. Und es ist entscheidend, dass es Grace Kelly ist, die hier so zweideutig mit Cary Grant flirtet: Sie war und ist die Verkörperung der aristokratischen, blonden Schönheit.
In den fünf Jahren ihrer Hollywood-Karriere hat sie elf Filme gemacht – danach wurde sie zu Grace Patricia Grimaldi, Fürstin von Monaco, und ihr eigenes Leben wurde zu einem romantisch-tragischen Drama, das dann irgendwann verfilmt wurde.
Einzig mit Hitchcock hat sie mehr als einen Film gedreht und durch ihn wurde sie vom Star zur Ikone. Der Unterschied zwischen diesen beiden wird in John Fords „Mogambo“ (11. + 14. März) deutlich: Darin spielte sie 1953 noch die zweite Geige neben Ava Gardner, die ihr dann auch noch Clark Gable wegschnappt. Ihre erste große Rolle hatte Kelly im selben Jahr: als puritanische junge Ehefrau, die Gary Cooper in Fred Zinnemanns „12 Uhr mittags“ (1., 2. + 7. März) das Schießen verbieten will. Damit verkörperte sie eine der wenigen starken Frauenfiguren in einem Western und kann sich, gerade mal 23 Jahre alt, schon souverän neben Cooper behaupten. Für die meisten Freunde des Genres wirkt sie aber wohl eher wie eine Spielverderberin.
In ihrem Debütfilm, „Fourteen Hours“ von Henry Hathaway (20. + 21. März), spielte Kelly noch erkennbar eine Nebenrolle: Eine junge Frau, die sich von ihrem Mann scheiden lassen will, besinnt sich eines anderen, als ein Mann damit droht, sich vom benachbarten Hausdach zu stürzen. So richtig indes glänzte sie in der Rolle der liebenden Ehefrau nie. In Mark Robsons „Die Brücken von Toko-Ri“ (16. + 19. März) konnte das Publikum sie zum ersten Mal in einem Badeanzug bewundern. Ihre großen Momente aber hatte Grace Kelly unter der Regie von Hitchcock. Etwa wenn sie in „Bei Angriff Mord“ (5., 8. + 10. März), schon halb mit einem Schal erwürgt, nach einer Schere tastete. In diesem Film spielt sie zugleich das Mordopfer – und die für Hitchcock so typische Figur der unschuldigen Verdächtigten.
Was von den Oscars zu halten ist – Alfred Hitchcock selbst ging trotz mehren Nominierungen leer aus – wird auch dadurch deutlich, dass Grace Kelly nur ein einziges Mal ausgezeichnet wurde: für ihre Hauptrolle in „Ein Mädchen vom Lande“. Diese Adaption eines Theaterstücks von Clifford Odet, entstanden 1954, ist heute längst vergessen – und in Hamburg nun noch nicht einmal als Kuriosität zu sehen. HIP
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