Pressefreiheit in der Türkei: In Istanbul unerwünscht

Die Türkei wirft eine norwegische Korrespondentin raus. Der Journalistin wurde das Pressevisum ohne Begründung verweigert.

Menschen halten ein Plakat und gefesselte Hände hoch

Proteste gegen die Inhaftierung von Journalisten in Ankara, November 2015. Foto: reuters

STOCKHOLM taz | „Das ist uns zuletzt 1971 passiert“, sagt Aftenposten-Chefredakteur Espen Egil Hansen: „Damals musste unser Mann in Moskau die Sowjetunion verlassen.“ Nun wurde die Nahostkorrespondentin der norwegischen Tageszeitung von der Türkei zur „unerwünschten Person“ erklärt.

Im September hatte Aftenposten in Istanbul ein neues Büro eröffnet, das sie mit Silje Rønning Kampesæter besetzte. Die versuchte seither ein Pressevisum zu bekommen, das Voraussetzung für eine Aufenthaltsgenehmigung im Lande ist. Das wurde ihr nun verweigert, ohne Begründung. Die Nichterteilung einer Akkreditierung begründe man grundsätzlich nicht, erklärte ein Sprecher der türkischen Botschaft in Oslo: Es gebe da „individuelle Kriterien“.

Passte Ankara die kritische Berichterstattung Kampesæters nicht, in deren Rahmen sie mehrfach die kurdischen Gebiete bereist hatte? „Unter der Hand haben wir erfahren, dass es auch mit ihrem Verlobten zu tun haben könne“, berichtet Chefredakteur Hansen. Der sei deutscher Staatsangehöriger mit kurdischen Wurzeln. „Aber das wäre schon gar kein sachlicher Grund“, betont er.

Norwegens Außenminister Børge Brende bezeichnet das Verhalten der Türkei als „äußerst bedauerlich“. Für einen Nato-Alliierten sei so etwas erst recht inakzeptabel, sagt Kjersti Løken Stavrum, Generalsekretärin des Norwegischen Presseverbands: „Die Türkei erkennt offenbar keine freie Presse an.“ Anniken Huitfeldt, Vorsitzende des außenpolitischen Parlamentsausschusses, kritisiert: „Die Nato-Allianz ist ja auch eine Wertegemeinschaft. Und zu diesen Werten gehören Meinungs- und Pressefreiheit.“

Aftenposten sei signalisiert worden, dass sich das „Problem“ lösen lasse, wenn eine andere Person Korrespondent in der Türkei würde, berichtet Chefredakteur Hansen: „Aber über unsere Mitarbeiter bestimmen wir selbst.“ Die Zeitung werde nun ihr Büro von Istanbul in die jordanische Hauptstadt Amman verlegen.

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