: "Man lernt voneinander"
Bürgerschaft SPD und Grüne wollen den Hochschulzugang für Geflüchtete erleichtern
51, ist Historiker und Hochschullehrer, zurzeit wissenschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion
taz: Herr Tode, unter welchen Umständen können Flüchtlinge zurzeit in Hamburg studieren?
Sven Tode: Das hängt davon ab, welchen Status sie haben und welche Papiere sie vorweisen können. Für Flüchtlinge ist es schwierig, Nachweise über ein vorheriges Studium zu erbringen. Sie sollten dafür nicht benachteiligt werden.
Welche Änderungen wollen Sie heute in die Bürgerschaft einbringen?
Wir wollen bürokratische Hürden überwinden und den Asylbewerberstatus als Kriterium bei der Zulassung berücksichtigen. Der Hochschulzugang muss möglich sein, auch wenn man keine Papiere hat. Eine pragmatische Lösung ist schon gefunden: Die Universität Hamburg gibt den Flüchtlingen die Möglichkeit, als Gasthörer an Vorlesungen teilzunehmen. Dafür bekommen sie ein Zertifikat, das zur Zugangsberechtigung umgewandelt werden kann. Wir würden die entsprechende staatliche Regelung dafür schaffen.
Gibt es dafür denn zusätzliche Studienplätze oder geht das auf Kosten der bestehenden Plätze?
Es gibt eine Quote für Nicht-EU-Bürger, die bei zehn Prozent liegt, aber noch nicht voll ausgelastet ist. Diese Plätze sind nicht zusätzlich, aber sie werden ohnehin für Ausländer vorgehalten. Deswegen gibt es keine Konkurrenz zwischen Studenten aus der EU und anderen .
Warum ist es wichtig, Flüchtlingen den Hochschulzugang zu erleichtern?
Das Hochschulstudium ist ein ganz wichtiger Bereich, um sich in einer Gesellschaft zu integrieren. Das ist wichtig für die Flüchtlinge selbst, aber auch für die anderen Studierenden und Lehrkräfte, die von verschiedenen Erfahrungen und generell von der anderen kulturellen Herkunft profitieren können. Man lernt voneinander. Neue Methoden und Ideen werden eingebracht – und das ist für die Gesellschaft generell gut.
Sehen Sie darüber hinaus weitere Ansätze, Flüchtlingen das Studieren in Hamburg zu erleichtern?
Um den Einstieg zu erleichtern, wird es mehr Sprachkurse geben. In gewissem Umfang werden die schon angeboten. Man sollte dann auch überlegen, ob finanzielle Unterstützung möglich ist. Das berührt aber das Bundesrecht, deswegen kann Hamburg da nichts im Alleingang unternehmen.
Interview: Anna Dotti
Bürgerschaftssitzung: 15 Uhr, Plenarsaal im Rathaus, Rathausmarkt 1
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