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Mitschüler wollen Abschiebung verhindern

Roma Die elfjährige Seherezada aus Serbien lebt seit zwei Jahren in Hamburg. Jetzt wurde der Asylantrag ihrer Familie abgelehnt. Ihre Mitschüler protestieren gegen ihre Abschiebung nach Serbien

Vor zwei Jahren floh die elfjährige Seherezada mit ihren Eltern und ihrem Bruder aus Serbien nach Hamburg. Die Familie gehört zur Minderheit der Roma. In ihrer Heimat wurden sie diskriminiert – jetzt hat die Familie erfahren, dass ihr Asylantrag abgelehnt wurde. Seherezadas Mitschüler protestieren dagegen.

Seit dem Sommer 2015 besucht Seherezada den Vorbereitungskurs für die 5. Klasse ihrer Stadtteilschule am Hafen. „Sie ist ein kleiner, zärtlicher Sonnenschein“, sagt eine Mitschülerin. Seherezada gehe gerne zur Schule. Sie habe Freunde gefunden und spreche auch immer besser deutsch. Nun muss die Elfjährige das Land verlassen.

„Wir fordern, dass Schüler nicht während des laufenden Schuljahrs abgeschoben werden“, schreiben ihre Mitschüler in einer Protesterklärung. Der Fall der elfjährigen Serbin sei kein Einzelfall, sagt Benita H., die Vertreterin des Schulsprecher-Teams der Stadtteilschule. Es sei aktuell der dritte Fall einer plötzlichen Abschiebung eines Schülers am Hafen. Die Jugendlichen sehen darin einen Verstoß gegen die UN-Kinderrechtskonvention, nach der jedes Kind das Recht auf Bildung hat.

Für Kinder aus Roma-Familien sei es unwahrscheinlich, dass sie in ihren Heimatländern auf dem Balkan weiter zur Schule gehen könnten, sagt H. Dennoch gelten die Balkan-Staaten auch nach dem neuen Asylpaket II als sichere Herkunftsstaaten. Das Gesetz beschleunigt die Abschiebeverfahren für Flüchtlinge aus Ländern wie Mazedonien, Bosnien und Herzegowina oder Serbien.

Darüber, wie viele schulpflichtige Kinder von Hamburg aus abgeschoben wurden, konnte die Innenbehörde nichts sagen. Asylanträge würden nicht nach Alter, Geschlecht oder eben Schulpflicht differenziert. In Seherezadas Fall kann jetzt nur noch die Härtefallkommission darüber entscheiden, ob ihre Familie in Hamburg bleiben darf. Anna Gröhn

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