Portrait: Der Müllhasser
Gerhard Bomhoff hat Müll und Lärm den Kampf angesagt – zumindest dem am Werdersee in Bremen. Dort wird gegrillt, gefeiert, gebadet und geboßelt und all das hinterlässt Spuren. Initialzündung für die Mission des 63-Jährigen, der sich selbst „Privatier“ nennt, war eine Inliner-Tour entlang des Sees: „Einweg-Grills, Scherben, Plastikmüll – alles lag da rum“, sagt Bomhoff. Er gründete eine Bürgerinitiative und ein runder Tisch wurde ins Leben gerufen, an dessen Ende der Verein „Dein Werdersee“ stand. Bomhoff ist seit seiner Gründung vor fünf Jahren Vorsitzender.
Unterstützt von der Stadt sorgt der Verein für Ordnung. StudentInnen sind als „Müll“- und „Grill-Scouts“ am See unterwegs, um die Vorzüge von Mehrweggrills, Mülleimern und Toiletten zu erklären. Betont locker treten sie auf, mit lustig bedruckten T-Shirts, Taschen und Müllbeuteln. Trotzdem: Nach Sonnenuntergang ist Feierabend. „Die Leute sind dann einfach zu besoffen“, sagt Bomhoff. Seine Bilanz nach fünf Jahren Arbeit: „Es ist wenigstens nicht schlimmer geworden.“
Jetzt hat der Bremer aber ein neues Problem ausfindig gemacht: die Kohltouren. „Die Leute hinterlassen haufenweise Müll, drehen Ghettoblaster auf und schießen Böller ab.“ Also gab‘s wieder einen runden Tisch, gemeinsam mit Polizei, Kleingärtnern, Grünkohl-Gastronomen – und Bollerwagen-Verleihern. Die haben sich bereit erklärt, Flyer mit Verhaltensregeln auszuhändigen, Müllsäcke auszugeben und den Müll bei der Rückgabe der Wagen anzunehmen. Und natürlich patrouillieren nun auch „Kohl-Scouts“ um den Werdersee.
Indessen arbeitet Bomhoff bereits an der nächsten Baustelle: „Die Leute scheißen einfach in die Kleingärten!“ Allerdings, sagt er, sei das Sache der Stadt. „Die propagiert den Werdersee als tolles Freizeitgebiet – dann soll sie da gefälligst auch ein paar Klos hinstellen!“ Simone Schnase
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen